Das Berlin Festival zog 2014 in die Arena, Platz frei fürs Lollapalooza aus Chicago. Zum ersten Mal fand das US-amerikanische Festival in Europa statt. Hat es die Feuerprobe bestanden? Gäste aus aller Welt kamen angereist und die Balance zwischen Rock, Indie und „Electro“ war gelungen. Schattenseite: Kommerzieller kann man ein Festival nicht aufziehen. Und gespart wurde am falschen Ende. Dabei stehen hinter den Kulissen keine unerfahrene Veranstalter, die ein Festival dieser Art zu ersten Mal ausrichten.
Musikalisch angepasst aber vielfältig
Von Rock über Hip-Hop bis zu elektronischer Musik – auf dem Line-Up war für jeden etwas dabei. Glass Animals lieferten eine sommerlich-entspannte Show ab. Hot Chip sorgten als ewiger Publikumsliebling auch wieder für Begeisterung. Skrillex und Boysnoize gaben als Duo Dogblood richtig Gas: plötzlich stürmten aus allen Ecken aufgeregte Teenies und ravten was das Zeug hält. Deichkind traten ohne bunte Schlauchboote mit Konfettikanone an: ihr Auftritt erinnerte ein wenig an ein Rammstein-Konzert. Als politisches Statement trugen sie wie schon beim Echo „Refugees Welcome“-Pullis: letztere wirkten dabei nicht mehr als nur eine weitere Verkleidung im allgemeinen Deichkind-Fasching. Headliner am Samstagabend war Fatboy Slim – die Erwartungen waren groß. Leider wurden sie nicht erfüllt, denn auch er lieferte ein massentaugliches Set ab, das bei weitem nicht an die Qualität seiner Platten Anfang der 2000er anknüpfen konnte.
Organisatorisch nicht ganz „on point“
Das Festival begann für die meisten mit langer Warterei. Schuld war wohl ein WLAN-Ausfall am Samstagmittag, der das gesamte Ticketing-System lahmlegte. Besonders peinlich: Security-Mitarbeiter pöbelten Gäste mit Platinumtickets an, die kurz aus der Schlange „tanzten“. Doch die Platinumtickets kosteten 500€ und sollten eigentlich einen „gesonderten VIP-Eingang und keine Wartezeit“ garantieren. Zwischen 14 und 15 Uhr reichte die Schlange dann bis zum Platz der Luftbrücke. Am Haupteingang sah es nicht anders aus. Dort warteten Festivalbesucher mehr als eine Stunde um ihre Tickets einscannen und Taschen kontrollieren zu lassen. Und das war nur ein Vorgeschmack auf das gesamte Wochenende: überall musste man ewig warten, der Gang zur Toilette stellte sich jedes Mal als Geduldsprobe heraus. Die Veranstalter gaben auch zu, dass sie sich im sanitären Bereich verschätzt hatten. Und nicht nur da: obwohl reichlich Essensstände lockten, musste man auch dort ungefähr eine Stunde anstehen.
Wie geht’s weiter?
Eins ist sicher: nächsten September findet das Lollapalooza wieder am Flughafen Tempelhof statt. Die Tickets sollen ab Ende September im Vorverkauf erhältlich sein. Sollte der ehemalige Flughafen dann immer noch Unterkunft für Flüchtlinge sein, könnte man ja laut Veranstaltern im friedlichen Miteinander ein „Refugeepalooza“ feiern. Sie waren jedenfalls angetan: als kulturelle Hauptstadt Europas wollen die Veranstalter nicht auf Berlin verzichten und schwärmen von einer „Verschmelzung“ des Lollapalooza-Geistes und der Stadt.
(Fotos: Markus Werner für BLN.FM)