Finanzexperten: Beatport und SFX kollabieren demnächst

Robert Sillerman ist eine schillernde Figur. Mit seiner Firma SFX Entertainment übernahm er in den letzten Jahren ein großes Techno-Festival nach dem anderen. „Awakenings“, „Nature One“, „Mayday“ – hinter all diesen Großveranstaltungen steht die Firma des Investors. Am Ende schluckte SFX auch noch den MP3-Händler beatport, auf dem Techno-Label ein Drittel bis 100% aller ihrer Umsätze generieren. Aggressive Übernahmen und Aufkäufe, komplette Durchkommerzialisierung – viele befürchteten schon von Anfang an, dass mit der „Heuschrecke“ Sillerman elektronische Tanzmusik „ausverkauft“ wird.

Doch die Erfolgsgeschichte scheint zu Ende. Anfang August verkündete beatport, dass es seine Lieferanten nicht pünktlich bezahlen kann. Grund: Eigentümer Robert Sillerman benötigt das Geld, um alle SFX-Aktien aufzukaufen. Nachdem das Geld der Musiklabels zwei Wochen lang eingefroren blieb, überwies beatport dann doch. (Nicht ohne dass es zuvor Gerüchte gab, dass einige besonders wichtige Labels und Majors vorab ausgezahlt wurden, wie Music Week berichtete.) Gleichzeitig musste Sillerman eingestehen, dass es ihm nicht gelungen sämtliche Anteile von SFX zu übernehmen. Und das, obwohl die Aktie des Unternehmens im steilen Sinkflug ist: kostete eine Aktie im Oktober 2014 noch knapp 12 Dollar, war sie in der zweiten Augustwoche nur noch etwas weniger als zwei Dollar wert. Die negative Prognosen von Analysten ließen sie am 20. August auf unter 1 Dollar sinken.

Grund: Finanzexperten wie von Seeking Alpha sagen voraus, dass das Techno-Imperium kurz vor der Pleite stehe. Problem: hohe laufende Ausgaben und drückende Schuldenlast. Einer größeren Anzahl von EDM-Festivals stehen leicht sinkende Ticketverkäufe entgegen. Ein überraschender Deal mit Spotify spülte nur kurzfristig Geld in die leeren Kassen. Beatport wollte über Spotify Tracks seiner Label zum Streaming anbieten. Damit untergrub Beatport seine Bemühungen einen eigenen Streamingdienst aufzubauen. Nun spekulieren die Analysten, dass Beatport verkauft wird – vielleicht sogar an Spotify.

Geht beatport an einen neuen Besitzer, haben SFX und Robert Sillerman erstmal wieder Cash. Klappt’s nicht, könnte es das Ende vieler Labels – auch aus Berlin – bedeuten, welche Geld abschreiben müssen. Denn die beatport-Verkäufe an DJs machen einen Großteil ihrer Einnahmen aus.