Während des Ersten Weltkriegs herrschte in Deutschland noch 1914 „Hurra“-Patriotismus. Doch spätestens nachdem bekannt wurde, dass sich die Armeen Europas mit Maschinengewehren, Granaten und Giftgas in den Schützengräben endlos gegenseitig massakrieren, wollten sich viele der Hölle der „Stahlgewitter“ entziehen. So emigrierten viele Künstler in die neutrale Schweiz, wo sich schon bald die Crème de la Crème Andersdenkender der europäischen Kunstszene versammelte. Sie wollten die überlieferten ästhetischen Ideale in Kunst und Gesellschaft aufbrechen. Ihre „Anti-Kunst“ wurde zur radikalen Protestbewegung gegen den Krieg und festgefahrene bürgerliche Normen.
In diesen Zirkel wurde der Künstler und Pazifist Hans Jean Arp zu einer zentralen Figur. Zuerst widmete sich der 1916 in die Schweiz emigrierte Künstler dem Dada, einer Kunstrichtung welche die Sinnhaftigkeit und Ordnung der Welt in Frage stellte. Doch in der Folge verschrieb er sich keiner einzelnen Stilrichtung, sondern war er in unterschiedlichen, teilweise gegensätzlichen künstlerischen Lagern unterwegs und akzeptiert. In den 1920ern gehörte er zu den wichtigsten Surrealisten und spielte eine zentrale Rolle innerhalb der „Abstraction-Création“, zu der auch Avantgardisten wie Piet Mondrian, Wassily Kandinsky und Max Bill gehörten. Mit seinen fließend-organischen Formen beeinflusste er nicht nur die Entwicklung der modernen, abstrakten Kunst sondern auch des Designs maßgeblich.
Die Ausstellung „Hans Arp – Der Nabel der Avantgarde“ im Georg-Kolbe-Museum in Berlin-Charlottenburg folgt nun bis zum 11. Oktober den Wegen, die der extrem wandlungsfähige Künstler genommen hat.
Di-So 10-18 Uhr, bis 11.10.2015, Georg-Kolbe-Museum, Sensburger Allee 25, Berlin-Charlottenburg, S-Bahn Heerstraße, 6€/4€
(Fotos: mit freundlicher Genehmigung des Georg-Kolbe-Museums)