In Kreuzberg ist zwar viel „schönsaniert“ worden, doch an manchen Ecken scheint die raue Nachkriegsgeschichte des Berliner Stadteils noch durch. Das gilt besonders für den ehemaligen Postzustellbezirk SO36. Das Viertel zwischen Kottbusser Tor, Landwehrkanal und Spree war zwischen 1961 und 1990 der letzte Vorposten Westberlins und Hort der Subkultur. Punks, Immigranten, Schwule – der Bezirk mit der Oranienstraße als zentrale Magistrale war Fluchtpunkt für viele. Wie die Gegend in den 1970ern wirklich aussah, zeigen die Fotos von Jutta Matthess. Sie kam ganz jung nach Berlin, um sich in der Frontstadt zur Fotografin ausbilden zu lassen. Über ihren Beruf lernte sie auch die legendäre Punkband „Ton Steine Scherben“ mit Rio Reiser kennen und nahm Fotos in der Kreuzberger Alternativszene der 1970er auf. So dokumentierte sie viele Ereignisse, die den rebellischen, anarchischen Geist Kreuzbergs prägten: so die Besetzung des Georg-von-Rauch-Hauses und den Abriss der Mietskasernen für „Sozialpaläste“.
Mehr Fotos von Jutta Matthes in „Das ist unser Haus! – Kreuzberg Anfang der 1970er Jahre“, Fotoausstellung, Glasturm des FHXB Museums, Adalbertstraße 95a, Berlin Kreuzberg, U-Bahn: Kottbusser Tor, geöffnet 12-18 Uhr, Eintritt frei
(Fotos: © Jutta Matthess, mit freundlicher Genehmigung FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum)