Donna Huanca und Przemek Pyszczek wuchsen in Nordamerika auf, haben ihre Wurzeln aber in Bolivien und Polen. Die Exponate ihrer kombinierten Ausstellung in den Peres Projects dokumentieren ihre Auseinandersetzung mit den Erfahrungen gesellschaftlicher und kultureller Entwurzelung.
Seit Jahren verhelfen Power-Hosenanzug und perfektes Make-up als Rüstung und Kriegsbemalung auch Frauen zum Erfolg in der männerdominierten Geschäftswelt. Doch sind sie auch Zeichen einer inneren Anpassung von Frauen an deren Normen? Donna Huanca inszeniert in „Muscle Memory“ die Zeichen weiblicher Macht kritisch neu. Ihre Gemälde zeigen Kleidung, die in Make Up getränkt ist. Als Gegenstück platziert sie davor lebendige Modelle, deren bemalte Körper im Kontrast zu den cremefarbenen Make Up-Collagen an der Wand stehen. Dennoch wirkt die Inszenierung kühl und distanziert. Machen Kleider Leute oder hat Frau die Hosen an, auch wenn sie keine trägt?
Przemek Pyszczek lenkt in den gleichen Räumen mit seiner Serie „Playground Structure“ die Aufmerksamkeit auf ein ästhetisches Element, das in den ehemaligen Ländern Osteuropas allgegenwärtig war: bunte Klettergerüste aus Metall, die zwischen den Plattenbauten der Nachkriegszeit auf Spielplätzen standen. Diese Details einer kommunistischen Architektur fielen ihm auf, als er aus Kanada in die Heimat seiner Eltern – Polen – zurückkehrte und fasziniert war von den Stadträumen, die unter dem Kommunismus entstanden sind. Mit seinen Klettergerüsten betrachtet Przemek Pyszczek die Ideologie im Rückblick: er zerstört die Metallobjekte und baute sie wieder zusammen. Wo auf den Spielplätzen des Ostblocks funktionale, sachliche Uniformität herrschte, weil volkseigene Betriebe nur ein oder zwei Modelle auslieferten, produziert der Künstler originelle Konstrukte, die fehlerhaft sind. Zum Klettern eher nicht geeignet.
„Muscle Memory“ 27.6.–8.8.2015, Ausstellung, Di – Sa 11 – 18 Uhr, Peres Projects, Karl-Marx-Allee 82, Berlin – Friedrichshain, U-Bahn: Strausberger Platz
(Fotos: Peres Projects)