Ali Love tritt zusammen mit Luca C. (ehemals Cazals) auf. Sein erstes richtiges Album mit modernisiertem Disko-Pop steht kurz vor der Veröffenlichung – auf dem Label Backyard, welches The Gossip und Chromeo groß rausgebracht hat. Die ersten Singles füllen jedenfalls perfekt die Lücke bis zum nächsten Album von Hercules And Love Affair. Letzten Dezember hatte der Londoner einen Auftritt im .HBC und empfahl sich als künftiges Disco-Sternchen. AlxndR von BLN.FM hat die Gelegenheit ergriffen und ein Interview mit ihm gemacht.
Das Interview mit Ali Love feat. Luca C. im O-Ton
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Mr. Ali Love, woher kommt Dein Gesangstalent – hast Du als Kind geübt?
Ich habe nie gedacht, dass meine Stimme außergewöhnlich ist. Als Kind habe ich nicht besonders viel gesungen. Es hat sich einfach so ergeben. Musik sehe ich als Formen und Farben, und das Musikmachen ist für mich wie Malen. Das zieht mich zur Musik! Dabei verliere ich mich in meiner eigenen Welt und mache dann etwas, was hoffentlich bei anderen Menschen Anklang findet.
Du hast also keine richtige Gesangsausbildung. Wann hast Du mit dem Singen angefangen?
Es passierte einfach. Mit 17 begann ich Bass zu spielen, mit 20 bekam ich eine Gitarre geschenkt. Ich bin einfach ein Spätzünder – hat sich alles so ergeben.
2007 hast du als Newcomer für die Chemical Brothers auf ihrer Hitsingle „Do It Again“ gesungen. Wie kam es dazu?
Ich kannte Ed schon ein paar Jahre, bevor ich selbst Musik machte. Eines Tages kam er zu mir und hat mich eingeladen: „Willst Du nicht mal für einen Song einsingen?“ Ich bin also in das Studio gekommen und wir begannen, über Riffs eines neuen Songs zu jammen. So haben wir zusammen „Do It Again“ geschrieben. Was sich für mich [als Mitautor] finanziell gut ausgezahlt hat, denn es hat mir ermöglicht, eine eigene Platte aufzunehmen.
Bist Du mit den Chemical Brothers auf Tournee gewesen?
Die Chemical Brothers haben nie Sänger mit auf der Tournee, sie benutzen Videos. Also bin ich in ein Filmstudio gegangen und es wurde aufgenommen, wie ich den Song gesungen habe. Jedes Mal, wenn die Chemical Brothers den Song auf ihrer Welttournee gespielt haben, erschien mein singender Kopf auf der Riesenleinwand hinter ihnen. Das wirkte ein bisschen wie bei Blade Runner.
Wie war das Gefühl, plötzlich prominent zu sein?
Ich habe mich deswegen nicht prominent gefühlt. Tracks von den Chemical Brothers funktionieren normalerweise ohne Gesichter. So war es auch hier – abgesehen von diesen Aufnahmen für das Konzert. Aber es war ein Schritt in die richtige Richtung.
Deine Karriere hatte danach einen Knick. Du hast eine Platte aufgenommen – aber die wurde nie herausgebracht. Was ist da passiert?
Ich habe einige Singles auf Columbia Records veröffentlich. Aber es hat irgendwie nicht so gefunkt. Ich muss aber auch ehrlich sein: Ich hatte zu dieser Zeit viel zu viel Parties. Die ganze Zeit war ich rocking and rolling, gettin’ down, funky all the time. Ich kümmerte mich nicht weiter um die Karriere. Ich verließ die Firma, machte ein Jahr Pause, zog in ein Haus mit lauter Künstlern, in dem auch Typen von den Babyshambles wohnten, und traf dort auf Luca C. Wir beide begannen zusammen Songs zu schreiben. Luca war es auch, der mich dazu brachte, wieder zu singen.
Für das neue Album hat Luca vier Lieder mit mir geschrieben. Alles wandelte sich zum Guten: Ich bekam einen neuen Plattenvertrag mit Backyard. Da veröffentlichen auch The Gossip und Chromeo. Meine Songs sind mehr elektronisch, mehr Disko, aber minimaler. Sie sind auch beeinflusst von deutschem Zeug, beispielsweise Tracks von Pokerflat, die nur genau so viele Klänge nutzen, wie es in einem Track braucht. Natürlich ist es im Grunde Pop, aber von einem kontinentalen Standpunkt. Das ganze sollte nicht zu billig wirken, auch wenn es an einigen Stellen ein bisschen kitschig ist. Aber es ist sehr wohlüberlegt. Bevor wir aufnahmen, haben wir viel diskutiert.
Deine erste Single klingt ja eher nach Italo-Disco. Was ist auf Deinem Debüt-Album?
Ganz viel ist inspiriert von den Italo-Tracks, die ich mag. Luca C. hat mich darauf gebracht – er ist Italiener und kommt aus Mailand. Wir fuhren auch dahin um Daniele Baldelli zu treffen, der viel Cosmic-Disco gemacht hat. Aber den Pop-Kram, den ich dort fand, fand ich auch sehr amüsant. Vieles von dem Zeug heutzutage lässt sich auf etwas Früheres zurückverfolgen – zum Beispiel auf die frühen italienischen Funk-Bands. Die waren sensationell! Zum Beispiel Change.
Wer war noch gut?
(Luca) Peter Jaques Band… – All diese Labels, die mit ihren Disco-Hits in Amerika groß rauskamen, machten ihre Platten in Italien, was niemand so richtig wusste . Sie holten sich ihre Sänger aus Amerika, wurden aber in Bologna und Mailand aufgenommen. Beispielsweise Luther Vandross: Auf seiner ersten Single sang er für die Band Change, erst danach wurde er ein großer R’n’B-Star. Aber sein Durchbruch war mit dieser italienischen Band.
(Ali) Das ist schon großartig, wenn man sich mit Musik beschäftigt und die Ursprünge herausfindet.
Disko ist ja in Zeiten von Hercules and Love Affair und The Phenomenal Handclap Band sehr angesagt. Was ist Dein persönlicher Zugang zu Disko-Musik?
Ich möchte vor allem die Euphorie des Veliebtseins rüberbringen. Alles hat mit Gefühlen zu tun: Ein schöner Tag ist ein schöner Tag ist ein schöner Tag, vor 1000 Jahren genau so wie heute. Dieses Gefühl ist über die Zeit immer gleich geblieben. Wenn Du das dann darstellen willst, wird es vielleicht retro klingen – das ist aber egal, denn es geht ja darum, dieses Gefühl wieder zu erwecken. Was wir ein bisschen anders gemacht haben: Wir haben es ein bisschen minimaler produziert als der alte Italo-Kram. Dazu kommen in den Texten Themen aus der jetzigen Welt – ich singe über meine Freunde und meine Famile.
Ist es sehr anstrengend, die Texte für Disco-Songs zu verfassen?
Das Schreiben der Texte ist wirklich schwierig für mich. Es dauert Stunden über Stunden und dann kommt nur seltsames Zeug raus. Manchmal ist nur wichtig, was am besten klingt.
(Luca) Der Rhythmus der Worte muss zur Melodie passen – wir sind nicht Morrissey. Es ist ja Clubmusic und die basiert nicht auf der Aussagekraft der Texte. Auch wenn die Texte schon wichtig sind. Wir machen keine Tanzmusik mit Scheißtexten, von der es schon viel zu viel gibt. Es ist einfach Tanzmusik mit Texten, die zu dem Vibe des Songs passen.
Was sind Eure Pläne für 2010? Werdet Ihr Euch eine Live-Show ausdenken?
Anfang Januar werde ich für eine Live-Show proben – natürlich mit Luca C. Und dann werden wir richtig loslegen!
2010 werden wir Euch also auf Europa-Tournee sehen!
Ja! Und die nächste Single ist „Love Harder“, danach kommt „Moscow Girl“, danach „Smoking Mirrors“! Das Album ist voller Singles – so wie „Thriller“ von Michael Jackson!