Musikfans freuen sich. Drei Monate will Apple seine Kunden den neuen Streaming-Service Apple Music kostenlos nutzen lassen, bevor die erste Rechnung kommt. Was zunächst wie ein (sicher nicht ganz uneigennütziger) Akt der Kulanz erscheinen mag, ist weniger großzügig als es scheint. Denn nicht etwa Apple zahlt für das Lockangebot, sondern viele Plattenlabels und Musiker. Für die Zugriffe der Nutzenden, die mittels des „Schnupper“-Angebots auf Apple Music zugreifen, sehen Musikschaffende kein Geld vom IT-Riesen.
Dagegen lehnen sich zahlreiche Indie-Labels auf. Man befürchtet hier finanzielle Einbrüche für alle Neuerscheinungen bis September. Nacheinander hagelte es nun offene Briefe. Den Anfang machten die Indie-Verbände, es folgte die Beggars Group, der die Labels 4AD (FKA Twigs) und Rough Trade angehören. Sie alle fordern Apple dazu auf, seine „Wir kriegen nichts, dann kriegt ihr auch nichts“-Politik zu überdenken.
Die drei großen Majorlabels Universal, Warner und Sony äußern nicht, ob sie von Apple zu den selben Konditionen abgespeist wurden. Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass die drei Multis eine Sonderbehandlung kriegen. Im Mai wurde der Vertrag von Spotify mit Sony geleakt, der belegte, dass die Plattenfirma für ihr Repertoire satte Vorschüsse einstrich. Indie-Labels besitzen hingegen nicht die Macht. Sie subventionieren die Testphase von Streaming-Services – seit Anfang 2015 auch für den Abo-Service von YouTube.
Update (22.6.2015):
Es geht doch. Nach unzähligen, öffentlichen Beschwerden (die jüngste stammt von Anti-Spotify-Kreuzritterin Taylor Swift) gibt Apple endlich nach. Wie deren Vize Eddy Cue via Twitter bekannt gab, wird der Konzern nun doch Musiker und Labels für die Musik bezahlen, die während der dreimonatigen Gratis-Testphase von Apple Music gestreamt wird. In welcher Höhe diese Entlohnung ausfällt lässt Cue jedoch offen. Er weiß schon warum: zwar bekommen Label und Künstler ein bißchen was – aber noch lange nicht den „regulären“ Preis.