48 Jahre, Mauerbau und Mauerfall, hatte der Knaack-Club in Ost-Berlin überstanden. Doch 2010 war Schluss. Ruhebedürftige Anwohner in den neu gebauten Appartements nebenan zwangen den Club die Lautstärke runter zu regeln: das Todesurteil für einen Club. Im Nachhinein tat’s dann auch vielen Politikern Leid. Irgendwie hatte die Stadtplanung nicht so richtig auf dem Schirm, dass Wohneigentümer eine kulturelle Institution wegklagen könnten. Die Baugenehmigung fürs Nachbargrundstück ging raus, danach war das Schicksal des Clubs besiegelt. Solche Fehlentscheidungen sollen nicht wieder vorkommen, darin sind sich die Vertreter der Berliner Clubs wie auch Kulturpolitiker einig. Nun müssen eigentlich nur noch die Stadtplaner, Behörden und Investoren wissen, wo sie lieber keine Wohnungen planen sollten – wenn sie nicht lebendige Kultur vernichten wollen.
Das ist einer der Beweggründe dafür, dass das Berliner Musicboard ein „Clubkataster“ erstellen ließ. Jetzt ist es fertig: seit dem 2. Juni ist das Club-Verzeichnis online. Eine Berlin-Karte zeigt alle Räumen und Flächen, die für Partys, Open airs und Konzerte genutzt werden. Doch die Seite hält nicht nur eine Bestandsaufnahme 2015 fest – mit einem Zeitstrahl könnt ihr euch anschauen, wie die Veranstaltungsorte nach 1990 mehr und mehr wurden. Dabei ist die Datenlage etwas kompliziert, wie uns Jens von der clubmap sagte, der die Daten lieferte. Selbst diejenigen, die Anfang der 1990er die Clubs betrieben, wissen häufig nicht mehr, wann sie genau ihr Lokal (häufig halblegal) aufmachten – und wann dort die letzte Party lief.
Doch eins scheint klar, wenn man Berlins Clublandschaft anschaut: ein „Clubsterben“ gab es in den letzten zehn Jahren in Berlin nicht. Selbst in Berlin-Mitte gibt es noch Nachtleben, wenn auch keines wie in den 1990ern als die legendären Clubpioniere Tresor, E-Werk und WMF Berlins Ruf als Techno-City begründeten.
1995
2005
2015
(Legende: orange – Clubs, dunkelgrün – Open Airs, hellgrün – Open Airs, pink – Livemusik / Konzerte, blau – Eventlocations, Musikbars)
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(Foto: Knaack Club Berlin 2011, René Greffin (CC BY-NC 2.0))