Menschenmassen, Lärm, Rauch. Ein Meer aus weggeworfenen Plastikbechern und klebrigen Bier-Resten. Und dann noch der Geruch von Pisse, weil jene, die keine Stunde vor den Klos anstehen wollten, ihre Notdurft lieber gleich auf offener Strasse verrichteten. Das waren die unerfreulichen Begleiterscheinungen des erfolgreichen Myfest in Kreuzberg. Was als kleines Bürgerfest in Berlin-Kreuzberg begann, um die traditionellen Strassenkrawalle am Feiertag zu verhindern, ist seinen Ursprüngen entwachsen. Ist es nun ein bierseliges Volksfest-Monster?
An die 250.000 Menschen fanden sich, laut dem Tagesspiegel dieses Jahr in Kreuzberg 36 zum gemeinsamen Feiern ein. Das seien zu viele für die schmalen Kreuzberger Straßen und die Sicherheitsmaßnahmen der Polizei, befand Kreuzbergs Bürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne). Daher kündigte sie Anfang der Woche an, mit den Myfest-Veranstaltern zu beraten, wie und wo 2016 die Mai-Fete steigen soll? Vergrößerung und Umzug nach Tempelhof? Verkleinerung? Oder gleich Komplett-Absage? Alle Optionen seien offen, hieß es noch Anfang der Woche von Seiten der Bezirksbürgermeisterin.
Medienhysterie: Will die grüne Kreuzberg-Bürgermeisterin Spaß verbieten?
Panik und Hysterie machte sich in den Hauptstadtmedien breit: Wird die Monika Herrmann dem Image der Grünen als politisch korrekte Spaßbremsen gerecht und die Party beenden? Ignoriert oder nur klein fand Erwähnung, dass sie sich dafür aussprach, dass Feierareal 2016 in Richtung Moritzplatz auszuweiten. Aber weil viele reflexartig nur die Artikelvorschau auf Facebook lesen und nicht die ganze Geschichte, war die Story im Umlauf, Monika Herrmann wolle das Myfest 2016 absagen.
Monika Herrmann ging in Deckung. Äußerungen zu bestimmten Themen der Tagespolitik gibt sie nur bevorzugt auf ihrem Twitter-Konto. Doch zum Ende der Woche hin, äußerte sich ihr Pressesprecher zur Zukunft des Myfests. Nach ersten Gesprächen passiert genau das, was Monika Herrmann bereits angekündigt hatte: 2016 wird es ein Myfest geben. Und zwar in Kreuzberg. Das Areal der großen Open Air-Fete wird vergrößert werden. Alle wutschnaubenden Myfest-Fans können sich also wieder beruhigen. Wie einfach kann es doch sein, es Leuten recht zu machen, die nicht richtig zuhören.