Soomi Park ist Medienkünstlerin und lebt Seoul. Im November stellte sie im Platoon Seoul aus. In ihren Objekten setzt sie sich mit gängigen Schönheitsidealen und seinen Folgen auseinander. Gerade in Südkorea unterziehen sich viele Frauen Operationen, die ihre Augen größer wirken lassen. Die Entwicklung von LED-Wimpern war Soomis Art der kreativen Auseinandersetzung mit diesem Phänomen.
Warum beschäftigst du dich mit Augen?
Viele Frauen in Korea haben eher kleine Augen. Sie bewundern die großen Augen westlicher Frauen, die sie im Kino oder in Zeitschriften sehen und sind versessen darauf, auch solche zu haben. Je größer, umso schöner. Also lassen sie sich ihre Augen operieren. Wenn ich hingegen Menschen aus dem Westen zu den Augen asiatischer Frauen frage, sagen sie, dass sie asiatische Augen sehr schön finden. Trotzdem wollen Asiatinnen größere Augen. Wenn Menschen von einem Schönheitsideal besessen sind, schaltet die Vernunft aus und sie kümmern sich nicht um die Risiken und Unannehmlichkeiten einer Operation.
Das Schönheitsideal von großen Augen ist also so stark verankert, dass es in Korea unbegreiflich ist, dass Europäer ostasiatische Augen wunderschön finden?
Genau das ist es, was die Obsession so deutlich macht. Eines meiner anderen Projekte, dem „Digital Veil“ (Foto) ist eine Art digitaler LCD-Schleier. Man setzt ihn wie eine Maske auf sein Gesicht und kreiert deren Oberfläche über den angeschlossenen Computer nach Belieben selbst. Damit will ich darauf aufmerksam machen, dass sich die Menschen in Korea sich nicht wirklich für ihre Mitmenschen interessieren, sondern für deren Augen. Als Künstlerin will ich wissen, warum Menschen auf der ganzen Welt so verrückt sind und so besessen von Schönheitsidealen. Und ich mag es das Thema mit Humor zu behandeln.
Hast Du dich selber schon unter das Messer gelegt oder planst Du es?
Ich würde nicht es für den Rest meines Lebens ausschließen, aber momentan sehe ich keinen Grund.
Für Dein Projekt im Platoon hast Du Wimpern entwickelt, die mit LED-Lichtern versehen sind. Das Ziel plastischer Chirurgie ist es, Dinge möglichst unauffällig zu verändern. Mit Licht werden aber nun diese Dinge hervorgehoben. Ist das kein Widerspruch?
Mir ging es dabei eigentlich um den Effekt, die Augen zum Leuchten zu bringen. Aus der Perspektive des Widerspruchs habe ich das selbst gar nicht betrachtet.
Wo kann ich die LED-Wimpern kaufen?
Noch weiß ich das gar nicht. Derzeit ist es ein Kunstgegenstand in äußerst limitierter Auflage. Ich bekam erst vor kurzem die Erlaubnis, es zu produzieren. Gerade überlege ich noch, ob ich wirklich davon größeren Stückzahlen fertigen lassen will. Es gibt da so viele Dinge, die beachtet werden müssen – unter anderem das Problem der Produktpiraterie. 2010 steht fest, was ich letztendlich damit mache.
Was sind Deine weiteren Zukunftspläne?
Gerade arbeite ich an meiner Soloausstellung, die sich auch um das Thema Schönheit drehen wird. Sie wird den Titel „Anxiety End“ tragen.
Was hat Dich dazu bewegt, Künstlerin zu werden?
Mode hat mich stark inspiriert, vor allem der Designer Hussein Chayalan, der auch gerne mal etwas kritischer an Dinge heran geht. Außerdem beschäftigen mich gesellschaftliche Probleme – wie eben dieser Schönheitswahn. Was sind die Ursachen dafür? Ich habe viel darüber nachgedacht und in meinem Umfeld nach Antworten gefragt. Diese Antworten inspirieren mich zu neuen Projekten.