Ruhe, Berlin! Pantomime gegen Party-Pöbel (Update!)

Menschenansammlung in Berlin - Open Air an der Admiralsbruecke

Knipser und Blitzlicht, Menschenmassen und ausgeklappte Stadtpläne – beinahe jeden Berliner nerven die Touristen. Im letzten Jahr gab es in Berlin rund 28,7 Millionen Übernachtungen, sagte letzte Woche Burkhard Kieker, Geschäftsführer von visitBerlin. Die Stadt ist voll von sogenannten Partytouristen, die bei ihren Streifzügen durch die Clubszene Berlins Lärm und Müll verursachen. Dagegen stehen Beschwerden von Anwohnern.

Gefahr: Nimmt der Lärm-Verdruss überhand, könnten die Berliner zu schärferen Mitteln greifen und aktiv Touristen verschrecken. Ein Alptraum für das Berliner Tourismusmarketing, für Gastwirte und Hotelbesitzer.

 Gegen den Lärm kann nur Schweigen helfen.

Im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg befinden sich die belebtesten Party-Meilen, das Berghain und der berüchtigte „Techno-Strich“ an der Warschauer Brücke. Darum diskutieren die Politiker im Bezirk, welche Maßnahmen Anwohnern ihre Nachruhe sichern und gleichzeitig Party-Touristen nicht verschrecken. Eine internationale Vergleichsanalyse sollte das prüfen.Von 34 vorgeschlagenen Konzepten blieb eins übrig: Pantomime-Künstler sollen lärmende Nachtschwärmer vom Grölen abhalten und dezent darauf hinweisen, dass Verpackungen in Mülleimer gehören. Beginnend ab Anfang Mai sind die Akteure an 15 aufeinanderfolgenden Wochenenden unterwegs,  begleitet von 4 Mediatoren, die bei Bedarf Konflikte schlichten können. Für das gesamte „Pilotprojekt“ hat der Stadtbezirk 250.000 52.000 Euro kalkuliert, die er an die Clubcommission überweist.

Auch die Berliner Grünen beschäftigen sich mit dem Thema. Sie suchen schon seit längerer Zeit einen ehrenamtlichen „Nachtbürgermeister„, der im Szenekiez für ein friedliches Miteinander von Feiermenschen und Anwohnern sorgen soll. Der kostet nichts. Aber wer ist verrückt genug, sich als Schlichter regelmäßig freiwillig zwischen betrunkene Partyfreunde und schlafsuchende Anwohner zu stellen?

Dabei ist das landläufige Klischee falsch, dass Touristen die Berliner Partymeilen überschwemmen. 60 Prozent des nächtlichen Ausgehpublikums sind amüsierwillige Berliner, fand das Tourismusmarketing 2013 im Wrangelkiez heraus.

(Update 21.3.2015:) Clubcomission sucht Mediatoren zur Konfliktlösung

Noch sind die Personen, welche die Pantominen begleiten sollne, nicht gefunden. Die clubcommission Berlin sucht deshalb Leute, die als „Mediatoren“ vermitteln. Pro Nacht gibt’s 80 Euro. Kandidaten sollen „sozial“, redegewandt, kontaktfreudig und „homophil“ sein. Den vollen Text der Stellenausschreibung findet ihr auf der Seite der Berliner clubcommission.

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(Foto: Admiralsbrücke in Kreuzberg, Der Robert,  CC BY 2.0, Erstveröffentlichung 17. März 2015)