Kang Jin lebt in Seoul und stellte kürzlich in der Platoon-Kunsthalle aus. Er studiert an der Hongdae Universität der Künste und ist Mitglied von Ordinary People, einer Designgruppe. In seinem Projekt setzt er sich mit dem Thema Einsamkeit in Facebook und sozialen Netzwerken auseinander.
Was hat Dich dazu veranlasst, Künstler zu werden?
Ich habe ein Problem mit dem Wort Künstler. Bei manchen Projekten bin ich Künstler, bei manchen Designer, das hängt vom Zweck der Arbeit ab. Exakt weißt ich aber immer noch nicht genau, wo die Grenze zwischen Kunst und Design liegt. Sagen wir so: links ist Kunst, rechts ist Design – zwischen diesen beiden Seite bewege ich mich ständig hin und her. Ungefähr so, wie manche Tiere ihre Farbe wechseln können.
In deinem im Platoon Seoul ausgestellten Projekt beschäftigst du dich mit Menschen in sozialen Internet-Netzwerken. Was wolltest Du mit Deiner Ausstellung ausdrücken?
Mir ging‘s dabei hauptsächlich um die Gefühle der Menschen. Auch wenn wir viele virtuelle Freunde haben, fühlen wir uns einsam. Ich gehe der Frage nach, warum das so ist.
In deiner Selbstdarstellung auf der Website des Platoon-Projektes sagst du: „Menschen sterben dafür, um im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen“. Kannst du erklären, was du meintest?
Es fällt auf, dass anders als bei Facebook sich die Nutzer auf Plattformen wie Cyworld sich die Nutzer auf den Profilfotos präsentieren, als wären sie Stars. Es geht darum, dass möglichst viele auf das eigene Profil klicken. (Südkoreas meist genutzte Social Networks Plattform. In Deutschland scheiterte die Website und wurde im März 2008 eingestellt. – Red.) Wie viele Menschen schreiben Kommentare zu meinen Fotos, wie viele lesen mein Online-Tagebuch? Jeder will berühmt sein. Niemand will ein Loser sein, weil sich niemand für einen interessiert. Deshalb will niemand auf Social Networks Seiten allein sein. Selbst wenn die Nutzer zu Hause alleine sind oder im wahren Leben keine Freunde treffen – im Internet wollen sie irgendwie populär dastehen.
Als ich einmal gefragt habe, warum meine Kontakte Facebook benutzen, kamen Antworten wie „weil ich Hallo zu Leuten sagen möchte, die eigentlich ganz weit weg sind, um zu sehen, was andere machen, um nichts zu verpassen und mich um Dinge zu drücken, die ich eigentlich tun sollte.“ Stimmst du dem zu? Denkst du, die Antworten waren ehrlich?
Ich bin auch einer von denen auf Facebook. Meistens nehme ich Freundschaftsanfragen an und lade häufig Bilder hoch. Auf der einen Seite will ich mit anderen Menschen in Verbindung sein, auf der anderen Seite will ich zeigen, wie ich lebe, dass ich ein wunderbares Leben habe, welche Arbeit ich mache, mit wem ich befreundet bin – auch wenn es nicht echt ist. Auf Facebook wirken die Menschen interessierter aneinander als sie es in Wirklichkeit sind.