BLN.FM-Spezial: Wildes Denken mit Lawrence English

Lawrence English
„Die kapitalistische Idee basiert auf Wachstum. Das einzige was im menschlichen Körper immer nur wächst ist Krebs – der letztendlich zerstört.“  – Lawrence English

Der Raum ist in einen sanften Nebelschleier gehüllt. Es ist dunkel bis auf einen einzigen warmen Lichtstrahl, der vom Boden zur hohen Decke hinauf strahlt. Vor ihm steht ein Mann im Halbschatten der Bühne und wirkt wie ein mysteriöser Hohepriester bei der heiligen Messe, der düstere Ambientschwaden durch vibrierende Boxen schickt. Seine Jünger stehen still, dicht an dicht gedrängt, während sich die verzerrten Harmonien der komplexen Komposition bedrohlich zusammenziehen. Die Töne sind so dicht, so tief, dass sie Mark und Bein durchdringen.

Beim CTM 2015 feierte Lawrence English nicht nur die Deutschlandpremiere seiner Live-Show, sondern lieferte mit der Interpretation seines neusten Albums „Wilderness of Mirrors“ einen der beeindruckendsten Auftritte des Festivals. Beim Soundcheck im Berghain brachte er sogar Teller zum Zerbersten.

Seit nunmehr 15 Jahren führt der musikalische Tausendsassa das renommierte Avantgarde-Label Room 40, auf dem Künstler wie Ben Frost eine Heimat gefunden haben. Als Kurator, Sound Designer und Autor überzeugt English mit dem richtigen Gespür für experimentellen Tiefgang. Mit „BLN.FM-Spezial“-Gastgeberin Katharina Rein philosophiert er nicht nur über Kapitalismus, den politischen Bildungsauftrag von Musik und den Ideen von Kulturkritiker Slavoj Žižek, sondern auch wie seine Musik das Rauschen des patagonischen Windes für jedermann erlebbar macht.

https://soundcloud.com/bln-fm/bln-fm-spezial-mit-lawrence

Tracklist:

  1. Lawrence English – Another Body
  2. Lawrence English – Wilderness of Mirrors
  3. Lawrence English – The Liquid Casket
  4. Lawrence English – Wrapped in Skin
  5. Lawrence English – Forgiving Noir
  6. Lawrence English – Graceless Hunter
  7. Lawrence English – Patagonia
  8. Lawrence English – Antarctica
  9. Chris Abrahams – Car Park Land
  10. Mike Cooper – White Shadows

(Foto: Rebecca Eisenkolb für BLN.FM)