Fünf Jahre Monkeytown

MDSLKTR_06_Jakob_Hoff

Geburtstag? Wie feiert man den als Label? Wir trafen uns mit Modeselektor, um über den Geburtstag ihres Labels Monkeytown Records zu sprechen. Gernot Bronsert erzählte spontan von seinem diesjährigen feucht-fröhlichen Ehrentag: „Ich habe in Wien gespielt und dann kamen um 12 Buraka Som Sistema auf die Bühne mit einer großen Sachertorte. In Berlin ging das Desaster dann weiter.“ Behutsamer drückt es Jan von Mouse On Mars aus, als er von „21 AGAIN“ erzählt, das Ende Oktober 2014 im HAU stattgefunden hat – ein schönes Jubiläumsfestival. Am 5. Dezember wird das zweite Jubiläum gefeiert: Die Jungs von Modeselektor wollen ein kleines Festival für fünf Jahre Monkeytown, „statt einer Party, weil wir ja immer irgendwelche Partys machen“. The Notwist stellen ihr neues Album vor und Moderat macht wiederum einen Schlussstrich nach der Tour für die „II“ LP.

So kamen wir im Gespräch auch auf ihre zusätzliche Arbeit als Labelmanager zu sprechen. Laut Szary ist die Arbeit der anderen Künstler eine große Inspirationsquelle: „Wir finden es ziemlich schön, über die Schulter der Anderen zu gucken. Mal kurz weg von seinem eigenen Projekt und sich beflügeln lassen – ne Zündung, weißte?“ Gernot erzählt von Künstlern, die eine starke Vision haben und wissen was sie kreieren wollen. Andere sind total unsicher und brauchen genau die Hilfe, die Modeselektor gerne leistet. Es passiert aber auch, dass ein Demo reinflattert, das dem Duo nicht gefällt. Dann kann es emotional anstrengend werden, denn Modeselektor pflegen freundschaftliche Beziehungen zu ihren Künstlern und achten sehr drauf, dass diese nicht unter geschmacklichen Differenzen leiden, um bloß keine Synergien kaputt zu machen. Gernot erklärt es so: „Es ist halt auch ein kleiner Fluch. Jeder Künstler auf diesem Label ist ein totaler Freak, aber auf eine gute Art und Weise.“

Für Monkeytown als Plattform erweitern die beiden immer wieder ihren Fokus. Szary spricht von einer „wahrgewordenen Traumwelt“, denn sie konnten in den letzten fünf Jahren auch „total bescheuerte“ Ideen verwirklichen. Die nächsten fünf Jahre sehen sie dementsprechend sehr offen und wollen nichts vorhersagen, haben aber viele Pläne für 2015, mit einer neuen Moderat-Platte und einem Debüt für Siriusselektor. Ein wichtiges Projekt von Szary ist der Bildband „Backstage Tristesse“, der am 5. 12. veröffentlicht wird. Darin geht es um den Backstage-Mythos, den Szary mit seinen Fotos dokumentiert: „Die Leute, die dahinten sind, kennt man nicht, die kennen einen aber über irgendeinen. Die tun so als würden sie telefonieren, dabei machen sie ein Bild und vergessen den Flash auszustellen.“ Skurrile Situationen und Orte, die für Künstler auf Tour Alltag sind. Szary hat sich auch Mühe gegeben, die besonders schäbigen Backstages abzulichten. Es bleibt also spannend und durchgeknallt bei Monkeytown.

(Foto: Jakob Hoff)