Smileys und Extacy waren früher – an der Universität der Künste Berlin meint man es derzeit hingegen sehr ernst und akademisch mit Techno. Dort läuft eine Ringvorlesung zum Thema „Techno goes Wissenschaft“, die am 12.12.-13.12.2014 mit einer zweitägigen Tagung endet. In diesem Rahmen wollen Forscher, Produzenten und Journalisten Details zur Techno-Kultur vor dem Vergessen retten. Und reden darüber, wie der Mythos Techno überhaupt entstanden ist.
Anfang der 1990er war die neue Musik mit den schnellen wummernden Bässen, schrillen Alarmsirenen und monotonen Tracks das Gegenteil vom gefälligen Radio-Brei der 1980er. Trotzdem schaffte Techno den Sprung zu einer Massenbewegung. Doch dass man elektronische Tanzmusik ernst nehmen kann und es sich lohnt da genauer hinzuhören, das akzeptierten viele mit Rockmusik großgewordenen Kritiker erst später.
Kulturwissenschaftler Jochen Bonz und Deutschlands Poptheorie-Guru Diedrich Diederichsen werden an der UdK über den Platz von Techno im Popdiskurs reden. Danach werden verschieden Facetten dieser Musik abgehandelt: Barbara Volkwein erklärt, wie man die musikalischen Strukturen des scheinbar monotonen Technos beschreiben kann. Martha Brech beschäftigt sich mit „Sitztechno“ (Techno ohne Tanzen), der bereits früh in den 90er Jahren in den Chill Out-Bereichen der Raves gespielt wurde. Kim Feser untersuchte, wie der Klang der elektronischen Instrumente Techno prägte und Mark J. Butler, wie Produzenten damit umgehen, dass sie für Auftritte eigentlich nur Klänge aus einem Computer abspielen. Unter einem anderen Schwerpunkt beschäftigen sich Historiker damit, wie die Geschichte von elektronischer Clubkultur in Deutschland „zerredet“ wird. Alexander Weheliye hat untersucht, wie Techno ein musikalisches Export-Genre aus Deutschland wurde. Matthias Pasdzierny wird etwas erzählen über das Verhältnis von Techno zur deutschen Vergangenheit und Sean Nye forschte zum Siegeszug von Minimal Techno im Deutschland der Jahrtausendwende. Der Abschlussabend verspricht dann einige interessante Anekdoten, wenn Erobique und Jacques Palminger, die Fake-Ikonen der fiktiven Band Fraktus, mit Radiomoderator Klaus Walter über den Mythos „Techno“ fachsimpeln.
Das komplette Programm findet man auf der UdK-Seite.
„Techno Studies. Ästhetik und Geschichtsschreibung elektronischer Tanzmusik“, 12.-13.12.2014 10:30 Uhr, UdK Berlin, Hardenberger Straße 33, Raum 102, Eintritt: frei.
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