Röyksopp – The Inevitable End

royksopp_paint_2-440x440Bei manchen Künstlern hofft man eigentlich, dass sie besser kein weiteres Album machen. Nämlich dann, wenn der musikalische Pfad zu ausgelatscht ist und irgendwie nicht weiterführt. Andere Künstler wiederum setzen ganz bewusst einen Schlussstrich unter ihre Albumliste, wenn sie der Meinung sind, alles ausgereizt zu haben. So erging es auch den Norwegern Svein Berge und Torbjørn Brundtland vor einiger Zeit: „We feel like this is a goodbye to the traditional album format. […] We’re not going to stop making music, but the album format as such, this is the last thing from us.“ Was Röyksopp Ende September auf ihrer Webseite verkündeten klingt traurig und macht neugierig. Haben die Jungs keine Lust mehr auf Röyksopp? Sind ihnen die Ideen ausgegangen? Gibt es neue Projekte? Diese Ankündigung wollen sie aber nicht als das Ende ihres musikalischen Schaffens verstanden wissen. Ganz im Gegenteil: Es geht weiter, eben nur ohne weitere Alben.

Etwas kitschig klingt der Titel des letzten Albums allerdings schon: „The Inevitable End“ – Das unausweichliche Ende. Für das fünfte Album haben sich die zwei Freunde in ihr Studio in Bergen zurückzogen und nochmal ganz von vorne angefangen. Ziel war es, ein Album aufzunehmen, bei dem nach eigener Aussage die Texte im Vordergrund stehen sollen. Und textlich geht es gerade bei den ruhigen Nummern um Herzschmerz, das Verlassenwerden und Trennungen.

Bei „Monument“ wird es fast etwas pathetisch, was Robyn da singt: „This will be my monument / This will be a beacon when I’m gone“. Und weiter heißt es: „I will let this monument / Represent a moment of my life.“ Vielleicht sprechen das Duo und Robyn damit auch den eigenen künstlerischen Kosmos an, den sie kreieren und mit dem sie sich identifizieren. „Wir haben uns entschieden, zusammen zu arbeiten, bevor wir uns überhaupt jemals getroffen haben“, beschreibt die Schwedin die Arbeit mit Svein und Torbjørn, mit denen sie eine Art Seelenverwandtschaft verbindet. Das sphärische „Monument“ ist bereits auf Röyksopps Minialbum „Do it again“ im Frühjahr erschienen und kommt auf „The Inevitable End“ mit fetten Bässen daher.

Die wahlweise etwas unterkühlten bis melancholischen Synthpop-Tracks wirken zwar in sich stimmig, dennoch scheint das Anfang November erschienene Album keinen wirklichen Bogen zu spannen.  Mit den kuscheligen Downbeats auf ihrem Debüt „Melody A.M.“ (2001) war das den Norwegern noch gelungen. Auf dem neuen Album aber wechselt sich leichtes Popgedöns bei „Sordid Affair“ mit der melancholischen Ballade „You Know I Have To Go“ ab, bevor man abrupt in der großen, beatlastigen Popnummer „Save Me“ landet. „What the fuck is wrong with you?“, singt Robyn im kurzen Zwischenstück „Rong“. Passt ein wenig zur abgehackten Reihenfolge der Tracks. Einzeln betrachtet gibt es großartige Stücke auf dem Album. Aber beim Hören fällt es schwer, sich für den Melancholie- oder den Pop-Modus im Kopf zu entscheiden.

Auf den nüchternen und unoriginellen Popsong „Running To The Sea“ mit der norwegischen Sängerin und Songwriterin Susanne Sundfør folgt der großartige Track „Compulsion“. Hier spielt das Duo sein ganzes Repertoire an großflächigen Synthiewolken und dunklen Bässen aus. Mit guten Kopfhörern bewegt man sich zu „Compulsion“ von ganz alleine – Was für ein fetter Sound! Kurz vor dem Ende präsentieren sich Röyksopp mit bedächtiger Geste: „Coup de Grace“ klingt nach Abschiedsmusik. Es sind leichte Melodien und sanfter Singsang. Schlusspunkt setzt „Thank You“. Wenn die Musiker damit wirklich alles gesagt haben sollten, dann sagen wir: „Tusen takk Röyksopp!“
Hört hier in das komplette Album rein!

(Foto: Promo, Dog Triumph)