Es gab mal eine Zeit, da wurde – vor allem in Berlin-Mitte – ausschweifend mit Rock’n’Roll-Attitüde gefeiert. Anwesende waren größtenteils skandinavische Models, Werbe- und Filmfuzzis sowie weiteres finanziell gut gepolstertes Elitenpublikum. Auf verwackelten Fotos sah man dann häufig zerbrochene Gläser und dünne Beine in lilafarbenen Wollstrumpfhosen, die auf gerade nachgebenden Holztischen Spaß hatten. Die Luft auf solchen Partys war so schwül, dass sich das Partypulver sehr schnell in unbrauchbares Kondensat verwandelte.
Der Soundtrack zu diesem hedonistischen Himmelfahrtskommando nannte sich Electroclash und wurde größtenteils von DJ Hell und seinem Label Gigolo geprägt. Auf dessen Label erschien im Herbst die CD des Duos Snuff Crew. Und die soll wohl an die guten, alten Zeiten erinnern. Die Snuff Crew, die einen auf Daft Punk machen und ihre Identität nicht preisgeben wollen (ob so eine Kommunikationsstrategie heutzutage noch irgendwen hinter irgendeinem Ofen hervorlockt, sei mal dahin gestellt), haben sich nach Veröffentlichungen auf Playhouse und Nature Records für ein Album empfohlen. Es ist 10 Tracks stark und beinhaltet als roten Faden neben viel Roland-generierten Sounds einen runtergepitchten Männervocal. Der geht einem aber spätestens nach dem dritten Track auf den Sack. Der Singsang hat nämlich nichts wesentliches zu erzählen – da hätte das Stilmittel ruhig ein wenig spärlicher eingesetzt werden können. Mit dem Track „Our House“, bei dem wir 9 Minuten lang das Wort „House“ um die Ohren gehauen bekommen, findet das seinen fragwürdigen Höhepunkt.
So erzählt sich die Leitidee des Albums auch relativ schnell und überzeugt nur im ersten Drittel der Laufzeit. Innovation findet woanders statt. Da muss sich Gigolo ein wenig mehr anstrengen, um im neuen Jahrzehnt noch wahrgenommen zu werden.
Hier eine kleine Preview des Albums:
[podcast]http://www.bln.fm/media/audio/previews/prview_snuff_crew.mp3[/podcast]
Tracklist:
- Berghain
- Bring It Back
- Control
- Desire
- Free
- Jack Me
- Our House Featuring Rebecca Mellone
- Storm
- Temple
- The Mission
(International Deejay Gigolos)