Boys Noize – Power

Boys Noize - PowerAch, wie erholsam für den Rezensenten, dass hier der Name mal ganz Programm ist. „Power“ heißt der zweite Longplayer von Boys Noize – hinter dem Projekt steht Alex Ridha, der früher mal eine Hälfte von Kid Alex war (wir erinnern uns: „Young Love… Topless“… usw.). Kraftvoll, wie sein Titel nahe legt, ist das Album durchaus, und wenn man das Pseudonym „Boys Noize“ wörtlich nehmen will, ist man mit „melodischem Lärm für Jungs“ auch relativ nah am Inhalt der Scheibe, sofern einem das Klischee kurz mal nichts ausmacht.

Denn „Power“ geht nach vorne, kracht und ist tanzbar, ganz wie erwartet. Und, um noch einen Moment beim Klischee der „Jungsmusik“ zu bleiben, ab und zu schießt das Ganze auch ein bisschen übers Ziel hinaus, ein bisschen so wie diejenigen Clubgänger, die einen, räusper, Energydrink zuviel getrunken haben. Dann schrammeln die Tiefen schon ein wenig an der Geschmacksgrenze, und wenn bei einem Track wie „Nott“ auch noch antik wirkende U96-Vocals dazu kommen („I Am – Not – Techno“), wird es noch schlimmer. Dies wird Alex Ridha aber durchaus bewusst gewesen sein, und wenn wir von einer gewissen Selbstironie in Werk und Präsentation ausgehen, schließt sich auch der Kreis, der das zunächst mal so hingenommene Klischee als augenzwinkernde Albernheit entlarvt.

Und dann macht es plötzlich ganz einfach Spaß! Dann kann man die Retro-Sci-Fi-Attitüde der Vocals wertschätzen, findet das Geknarze und Gequietsche über den geraden Beats auf einmal sehr amüsant und entdeckt auch die eine oder andere schöne Melodie im Kaugummilärm (wie z.B. im letzten, ruhigen Track namens „Heart Attack“). Und sogar ein kleines Stückchen Baile Funk findet sich im Chaos: Track 8, „Drummer“, fällt zwar etwas aus dem 4/4-Rahmen, ist dafür aber vielleicht das originellste Stück.

Sofern man also an „Power“ keine weiteren Ansprüche stellt als fürs Pre-Clubbing angewärmt zu werden (wofür der Flow noch einen Tick treibender sein könnte), kann man schon gut seinen Spaß damit haben. Ein Kraftprotz regt eben eher den Körper an als Geist und Seele. Aber das ist ja auch gut so, denn dafür ist er gemacht.

Tracklist:

  1. Gax
  2. Kontact Me
  3. Starter
  4. Jeffer
  5. Transmission
  6. Nerve
  7. Trooper
  8. Drummer
  9. Sweet Light
  10. Rozz Box
  11. Nott
  12. Heart Attack

(Boysnoize Records)