Als vor über 50 Jahren ein gewisser Burrhus F. Skinner, ein wichtiger amerikanischer Psychologe, die nach ihm benannte „Skinnerbox“ erfand, konnte er nicht wissen, wohin uns dies einmal führen würde. Skinner war ein bedeutender Vertreter einer heute sehr umstrittenen Strömung der Verhaltensforschung – in seiner Box wurden die Reaktionen von Versuchstieren erforscht, die bestimmten Reizen ausgesetzt waren. Im Prinzip war dies eine Automatisierung des „Pawlowschen Hundes“, die viele eigenartige Schlussfolgerungen nach sich ziehen sollte.
Aber das würde jetzt zu weit führen, denn eigentlich geht es hier ja um die Berliner Elektroband Skinnerbox, die sich wohl nach diesem seltsamen Apparat benannt hat. Deren aktuelles Album scheint zudem, dem Titel nach zu urteilen, mit Spielkarten und Fruchtaufstrich zu tun zu haben – es heißt „King Of Spades And Marmelades“. Soweit die rätselhaften Fakten. Wie klingt das Ganze nun?
Teilweise wie recht solider (meint verspulter) Bar-25-Minimal-Techno: hier mal knick-knack, dort auch blip-blop, ab und zu ein paar Noise-Ausbrüche und, wie das Label so schön bemerkt, tatsächlich auch ein paar Jazz-Nuancen. Ruhige, atmosphärische Parts gibt es auch, die sehr schön vor sich hin wabern. Teilweise aber klingt das Album wie eine Collage aus jenen Instrumentals, wie sie in den seligen 80ern zum Illustrieren von Hörspielen eingesetzt wurden. Natürlich bunter, schneller und psychedelischer sowie mit etwas Funk und gelegentlichen Vocals versehen. Das, was im Waschzettel als „Moog ridden madness“ bezeichnet wird, entfaltet sich als hochsynthetische Klangwelt voller bunter, kristalliner Formen.
Das Fazit zu diesem Werk kommt aber ohne das begünstigende Umfeld eines passenden Clubs nicht über ein freundliches „Warum nicht?“ hinaus. Wir Versuchstiere werden zwar mit deutlichen Reizen gefüttert, doch die einschlägige Reaktion tritt gar nicht so zwingend auf wie vielleicht erwartet. Die Sounds sind durchaus handwerklich ordentlich und auch kompositorisch nicht uninteressant. Auch an originellen Einfällen haben Skinnerbox etwas zu bieten. Vielleicht ist das Album aber insgesamt doch ein bisschen zu synthetisch, ein bisschen zu glatt. Denn so lustig, wie es beim Hören perlt, ist es auch gleich wieder vergessen. Doch da ist in Zukunft bestimmt noch mehr drin, in der rätselhaften Skinnerbox.
Hier eine kleine Preview des Albums:
[podcast]http://www.bln.fm/media/audio/previews/20091223_imix_skinnerbox.mp3[/podcast]
Tracklist:
- King Of Diamonds
- Octopus Bigband
- Hotel Towels
- Seafood U-Turn
- Claude 9
- Naked Man
- Discounter
- Monkey Puzzle
- Marmelade Victor
- Almost Got Away With Murder
- Reconstructing A Brew