Gazelle Twin – Zombieparty, künstlerisch wertvoll

gazelle twin - unflesh

Gazelle Twin war noch nie für besonders fröhliche Musik bekannt. Die Künstlerin aus Brighton veröffentlichte  ihr Debüt „The Entire City“ 2011 auf dem eigenen Label Anti-Ghost Moon Ray Records  – düstere Electronica mit sperrigem Art Rock.  Auf dem zweiten Album „Unflesh“, gerade erschienen auf Last Gang, ändert sich das nicht.  Die Idee hinter „Unflesh“, so verriet die Künstlerin dem Onlinemagazin Dazed Digital, sei das Phänomen des Häutens, wie man es aus der Tierwelt kennt – das Symbol für einen Neuanfang oder eine Weiterentwicklung. Wenn man sein neues Leben gerne in einer apokalyptische Szenerie beginnen möchte, dann hat Gazelle Twin auf jeden Fall die passende musikalische Untermalung geschaffen.

Denn „Unflesh“ schafft es von Anfang an, eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen. Bereits im namensgebenden Auftaktsong wird durch einen kraftvollen Industrial-Beat deutlich, wohin die Engländerin ihr Publikum entführen möchte. Dazu haucht Gazelle Twin „It’s coming at me“ – in Dauerschleife geloopt.

In ihren Tracks verarbeitet Gazelle Twin gesprochene Texte, verzerrte Stimmen und Dissonanzen. Manchmal wird es richtig experimentell und avantgardistisch. „Guts“ tarnt sich zunächst als Acid Techno-Track. Doch nach und nach gerät in diesem Song alles immer mehr aus dem Takt, überschlägt sich stellenweise und am Ende bleibt ein Haufen Fragmente. Andere Stücke wiederum sind eher konventionell, gut produzierte Elektronik. Eine Soundästhetik wie bei Com Truise und Co. fügt sich harmonisch zusammen mit Gazelle Twins Stimme, die in hohen Tönen säuselt. Dennoch verschwindet die düstere Grundstimmung in keiner Sekunde. Mit „Unflesh“ entwickelt sich Gazelle Twin weiter und wagt sich behutsam auf neues Terrain. Das klingt nicht immer 100% ausgereift. Aber wer eine Tracksammlung für regentrübe Tage oder die nächste Zombiespiel-Session sucht, ist hier auf jeden Fall richtig.

Zum Weiterlesen: Gazelle Twin – Track by Track (Erklärungen zum Album auf Dazed Digital/englisch)

(Foto: (c) Thomas Quack)