Nur ein Jahr nach „False Idols“ erscheint Trickys neuestes Werk: „Adrian Thaws“. Es ist bereits das elfte Album von Tricky. Und darauf zeigt er, dass er mehr als das „One-Trick-Pony“ ist, der nur TripHop kann. Deshalb trägt das Album den bürgerlichen Namen des 46-Jährigen: „Adrian Thaws“. „Das meint, dass ihr mich nicht wirklich kennt.“, sagt Tricky über die Bedeutung des Titels. Mit dem Album kommentiert er Kommentare wie „Wow, Tricky mag House!“, die Menschen in sozialen Netzwerken von sich gaben, nachdem er bei Facebook einen House-Track verlinkte. Scheinbar glaubten sie, ihn gut zu kennen. „Das ist doch verrückt – was ist ‚Wow‘ daran?“, fragt Tricky erstaunt.
Mit „Adrian Thaws“ nimmt er sich die Freiheit, jeden vor den Kopf zu stoßen. Denn sein scheinbar persönlichstes Album verrät auf den ersten Blick: Nichts. „Bloß weil ich mich entschieden habe, etwas nicht zu machen, heisst das noch lange nicht, dass ich es nicht mag.“ Und so ist das Album eine Aneinanderreihung von unterschiedlichen Stilrichtungen, fast wie eine Werkschau Trickys. Als wolle er sagen „Seht her was ich kann“: hier ein House-Track, da Gangsterrap, ein Track im Singer-/Songwriter-Stil. Wow! Wow! Wow!
Das „Adrian Thaws“ aber nicht nur wie ein beliebiger Tricky-Sampler rüberkommt, ist vor allem den persönlichen Themen zu verdanken. Politische Tracks wie „The Unloved“ und „My Palestine Girl“ unterstreichen Trickys Drang nach Inhalten. „Niemand würde die Taten eines Selbstmordattentäters gut finden, aber was Israel in Palästina macht – das soll etwa richtig sein?“ kommentiert er erregt den aktuellen Nahost-Konflikt. „Als Musiker bin ich verpflichtet für Menschen zu sprechen, die keine Stimme haben.“ Nicht verwunderlich, dass Tricky lieber mit Queer-Rapper Mykki Blanco einen Track aufnimmt als mit einem Megastar wie Kanye West. „Er hat so viele Möglichkeiten – und er macht nichts daraus.“ Geld machen und Pseudo-Gangsterromantik sind immer noch nicht Trickys Themen.
Trickys Vorliebe für Sängerinnen ist auch auf „Adrian Thaws“ unüberhörbar. „Ich wurde in gewisser Weise wie eine Frau aufgezogen, also brauchen meine Texte auch eine Frau, um sie zu singen“, erklärt er diesen Umstand. Diesmal hat sogar seine Tochter Mazy zum Album beigetragen. Einmal, indem sie ihrem Vater die Londoner Sängerin Tirzah vorstellte. „Sie rief mich an und sagte, Dad, könntest du mit Tirzah zusammenarbeiten?“. Und dann steuert sie als „Silver Tongue“ selbst einen Track bei.
Mehr über Trickys Gedanken zur Verantwortung von Musikern, wie ihn seine Familie prägte und natürlich auch mehr über sein neues Album hört ihr im Spezial. (The Show is German / English mixed.)
Tracklist:
- Tricky – Overcome
- Tricky – Nothing’s Changed feat. Francesca Belmonte
- Tricky – Sun down feat. Tirzah
- Tricky – Nicotine Love feat. Francesca Belmonte
- Tricky – Why don’t You
- Jay Z feat. Kanye West – Niggas in Paris
- Tricky – My Palestine Girl feat. Blue Daisy
- Mykki Blanco – Booty Bamboo
- Tricky – Lonnie Listen feat. Francesca Belmonte & Mykki Blanco
- Tricky – Gangster Chronicles feat. Bella Gotti
- Silver Tongue – When You Go
- Tricky – Something in the Way (Nirvana Cover)
- Tricky – Something in the Way feat. Francesca Belmonte
- Tricky – I had a Dream feat. Francesca Belmonte
- Tricky – Right Here feat. Oh Land
- Tricky – Keep me in your Shake
(Fotos: Frank Johannes)