Warp Records: Vom Lagerhaus in den Konzertsaal

 

Steve Beckett und Rob Mitchell betrieben einen Plattenladen in Nordengland. Eigntlich hörten sie Indie Rock wie Black Flag oder Hip Hop von EPMD.  Sie waren zwei Jungs mit bodenständigen Musikgeschmack – die aber auch gern mal neugierig ihren musikalischen Horizont erweiterten. Und das mussten sie auch – denn plötzlich kamen Schallplatten aus Nordamerika, gelabelt mit Transmat, NuGroove und Big Shot, die dafür sorgten, dass man in ihrem Laden Schlange stehen musste.

In Sheffield wollte man es nun selbst wissen. Zusammen mit Techniker Robert Gordon gründeten sie eines der ersten britischen Techno-Label: Warp. Und der brachte auch gleich mit zwei Freunden den Track für die erste Veröffentlichung: als Forgemasters veröffentlichten sie „Track With No Name„. Der übersichtlich konstruierte House-Track mit seinen kühlen, spherischen Synth-Einsätzen und sich wiederholenden Stimmsample kam an – die 500 Exemplare wurden die Warp-Gründer mühelos los. Danach folgte „Dextrous“ von Nightmares on Wax und „LFO“ von LFO – ein Track, der wie eine Bombe einschlagen sollten. Da gab es etwas, was man zuvor auf Tanzflächen noch nie gehört hatte: Subbass, einen Basston so tief, dass man ihn richtig spürt. Mit 15 verschiedenen Versionen wanderten die Macher von Club zu Club, um die Wirkung der Platte zu testen. Erst als die hinteren Fenster eines Clubs anfingen zu vibrieren, war der Track richtig gemischt.

2014 fächert sich die Musik von Warp Records breit auf: Grizzly Bear stehen eher für Indie Rock, am anderen Ende hat Hudson Mohawke Festival-Trap um die Ohren. Gründer Rob Mitchell ist bereits verstorben, die Blütezeit der Intelligent Dance Music, kurz IDM, ist auch schon lange vorbei. Eine gewisse Zeit lang stand das Label mit Veröffentlichungen von Aphex Twin, Squarepusher und Richard Devine synonym für die Musikrichtung. 25 Jahre hat Warp überlebt – trotz MP3-Revolution und Internet, weil es das kleine Indie-Imperium immer mal wieder schaffte, Künstler zu entdecken, die zeitlose Tracks veröffentlichten.

Neben einer Party in London feiert das Label seinen Geburtstag 2014 in Krakau beim „Sacrum Profanum“-Festival. Beim Jubiläum geht es opulent zu: zeitgenössische Musik trifft auf elektronische Klassiker, während das Publikum ganz bildungsbürgerlich Platz nimmt. Zur Eröffnung dirigiert Squarepusher das Kammerorchester Sinfonietta Cracovia. Ein paar Tage später spielt die London Sinfonietta Werke von Warp-Berühmtheiten wie Boards of Canada und Aphex Twin zusammen mit Stücken von Steve Reich und Gyorgy Ligeti. An einem anderen Abend wird LFO mit einer neuen audiovisuellen Show Premiere feiern.

14.-20.9.2014, Krakow, verschiedene Orte, alle Warp-Konzerte sind ausverkauft, andere Veranstaltungen 80-120 PLN (20-40 Euro) , Festivalpass 600 PLN (140€)