Dem Spiegel war es am 3. August eine Exklusivmeldung wert: Berlins Tourismusplaner sehen auf dem Dach des Gebäudes des Tempelhofer Flughafens Zierpflanzen und Gemüse sprießen, gleichzeitig soll man dort „Tango tanzen“. Vision: Die Touristen stürmen in Scharen durch die großzügigen Treppenhäuser auf das Dach der restaurierten Halbruine und genießen den Blick auf das vom Volk erkämpfte Flugfeld.
Die Reaktionen am virtuellen Stammtisch folgten schnell. „BER“-Flughafenwitze wurden geteilt, „Augenwischerei“ hieß es auf Facebook, andere Nutzer rochen eine Sommerloch- und PR-Aktion. Schließlich steht der Berliner Senat im Verdacht, das Gebäude etwas zu billig an Nutzer wie die Modemesse „Bread & Butter“ vergeben zu haben. Die verkündete in diesem Frühjahr sich 2014 in Teilen aus Berlin zurückzuziehen. Und dann verlässt auch noch das „Berlin-Festival“ die Tempelhofer Hallen und zieht 2014 auf das Arena Gelände in Berlin Treptow.
Entwickeln Berlins Offizielle und Stadtplaner deshalb in der schwülen Sommerhitze fiebrige Visionen? BLN.FM fragte telefonisch bei Gerhardt Steindorf, Geschäftsführer der Tempelhof Projekt GmbH, bei dem die Planungen zum Flughafengelände zusammenlaufen, nach. Man sei in der Konzeptphase, sagt er. Es werden gerade Ideen gesammelt, geprüft, ausgearbeitet – und vielleicht auch wieder verworfen. Und warum schwirren dann so viele Ideen durch Spiegel, B.Z. und andere Medien? Steindorfs These: Visit Berlin, zuständig fürs Tourismusmarketing der Hauptstadt, will ein paar eigene Vorschläge unterbringen. Die Dachnutzung sei dabei gar nicht abwegig: das Dach des Flughafen Tempelhofs war schon immer für Zuschauer ausgelegt. Bereits zu Zeiten der Nazis wollten die Planer dass bis zu 80.000 Menschen von dort den Flugschauen der Deutschen Luftwaffe zujubeln. Der Zweite Weltkrieg verhinderte die komplette Fertigstellung des Gebäudes und die Umsetzung der Pläne.
Eine Idee wird zumindest bereits jetzt umgesetzt: In naher Zukunft soll der historische Teil des Gebäudes den Besuchern näher gebracht werden. Bis 2015 soll der 1,2 Kilometer lange Laubengang in Berlin-Tempelhof als Museum die Geschichte des Tempelhofer Feldes zeigen. Eine Tribüne soll bereits im September für Besucher begehbar sein, gerade laufe die Abnahme, so Gerhardt Steindorf.
Alles andere stehe noch nicht fest. Denn die Gelder hat das Land Berlin noch nicht komplett bewilligt. Geplant sei die Sanierung der Treppenhäuser. Tempelhof soll barrierefrei werden, das Dach mit Solaranlagen ausgestattet und begrünt werden. Steindorf favorisiert ein parkähnliches Konzept für das Tempelhofer Dach statt eines Gemüsegartens wie es der Berliner Tourismuswerber Visit Berlin vorschlägt. Für Gemüseanbau gäbe es schließlich dank des Volksentscheids genug Platz auf dem Feld, sagt Steindorf. Vor 2017 werde das Dach eh nicht fertig sein.
An den blühenden Landschaften auf dem Tempelhofer Flughafendach ist also was dran. Auch solle durch diese Meldungen nicht vom Fortgang von Modemesse und „Berlin Festival“ abgelenkt werden, erklärt Steinsdorf. Beide Partner zahlten ihre Miete so wie es die Verträge vorsehen. Und selbst wenn die Mietzahlungen ausblieben: für die Bilanzen fallen sie kaum ins Gewicht, versichert der Geschäftsführer der Tempelhof Projekt GmbH.
(Foto: Montage Kai La Quatra, CC)