Das Management von Snoop Dogg, Rapper und Musikbiz-Persönlichkeit aus Kalifornien, besprach eines Tages die Präsenz des Stars in sozialen Netzwerken. Dabei fiel dem Praktikanten auf: „Ok, das mit 1 Millionen Likes wird auch mit stumpfen Kifferwitzen nichts mehr. Snoop muss ran an die Fans!“ So beschloss das Management: der einstige Hiphop-König der amerikanischen Westküste soll touren. Aber nicht als Snoop Dogg, denn das erfordert viel Arbeit und kostet auch zu viel. Wie hieß nochmal diese lukrative Performance-Verarsche? Ach ja: DJing!
Dabei setzt man sich einmal in den breiten Sessel vor die heimische Anlage, nimmt ein Set auf und drückt es dem Assistenten in die Hand. Der Vorteil liegt auf der Hand: Bei einem Auftritt muss man sich überhaupt keine Sorgen mehr machen. Haut der nächste Track rein? Klappt das Mixing? Egal – ist ja schon abgespeichert. Stattdessen kann sich Mister „Snoop Flop“ auf das konzentrieren, was er beherrscht: generisch ins Mikrofon reden und Shots an die Leute in der ersten Reihe verteilen. Also lässt man in dieser Szenerie „Shots“ von Lil Jon & LMFAO laufen.
Dieser Abend im Berliner Asphalt-Club am 26. Juli 2014 gehorchte nicht den Regeln des Berliner Nachtlebens. Er war eine iTunes-Party, für welche reguläre Besucher immerhin 25 Euro Eintritt zahlten, um irgendwie ein bisschen von der Aura des faulsten und coolsten Partytiers aller Zeiten teilhaben zu dürfen. Der war ursprünglich für ein Festival gebucht, das leider ausfiel.
Nachdem der Warm Up-DJ die größte Leistung des Abends zeigte, kam Snoop Dogg als DJ Snoopadelic fünf Minuten zu früh auf die Bühne. Verborgen hinter einer Herzchenbrille, begrüsste er das Publikum mit „I Just Came To Say Hello“ von Martin Solveig & Dragonette. Vielleicht das inoffizielle Motto des Abends. Danach „mischte“ ein namenloser Kollege per iTunes einen Mainstream-Hiphop-EDM-Hit nach dem anderen.
Keiner tanzte. Im Publikum hielten sie ihre Handys in die Luft und filtmen verzweifelt. Denn in den Fokus bekommen sie nur Hinterköpfe und die Handy-Bildschirme der Leute in der ersten Reihe. Die Musik war dagegen scheißegal. Sie bestand nur aus alten Charts und neuen Charts. Vorallem aber: aus schlechten Charts. Ein ernüchternder Abend – ein Besuch im Matrix-Club hätte 20 Euro weniger gekostet.
(Fotos: Johannes F. Räbel)