Berlin tüt was: Zehn Plastiktüten gegen eine Designertasche

Wir sind Weltmeister – nicht nur im Fußball, sondern auch im Plastiktütenverbrauchen. Den traurigen Platz an der Spitze teilen wir uns mit Spanien, Italien und Großbritannien.
Allein in Berlin gehen jede Stunde 30.000 Plastiktüten über den Ladentisch, nur um eine halbe Stunde später, wenn wir unsere neuen Pullis nach Hause getragen haben, im Müll zu landen. 400 Jahre später sind sie nicht etwa verrottet, sondern schwimmen irgendwo im Atlantik herum.

Sylke Freudenthal, stellvertretende Vorsitzende der „Stiftung Naturschutz Berlin“, sagte in einem Interview auf Radio Eins vom 03. Juli 2014, dass „die Folgen der massenhaften Nutzung von Plastiktüten langsam auch sichtbar werden.“ Laut einer Pressemitteilung, die das Umweltbundesamt am 27. Juni 2014 veröffentlichte, landen jedes Jahr 6,4 Millionen Tonnen Müll in den Weltmeeren, 75 Prozent davon sind Plastikmüll. Dieser türmt sich durch Meeresströmungen zu riesigen schwimmenden Unterwassermüllhalden auf, die sich Jahr für Jahr vergrößern. Delphine, Robben und andere Meerestiere verheddern sich beispielsweise in den Plastikringen von Six-Packs-Verpackungen. Sie ersticken qualvoll, können nicht mehr auf Nahrungssuche gehen oder verletzen sich tödlich. Vögel und Fische verwechseln kleinste Plastikteilchen mit Plankton und verhungern mit vollem Magen, wie die Studie „Plastic Debris in the Worlds Oceans“ des Umweltprogramms der Vereinten Nationen bekannt gab.
Auch für Menschen wird der Plastikmüll gefährlich, da Giftstoffe über die Nahrungskette wieder auf unseren Tellern landen.

In Berlin gehen stündlich 30.000 Plastiktüten über den Tresen. Die Initiative Berlin tüt was will für das Thema sensibilisieren.
In Berlin gehen stündlich 30.000 Plastiktüten über den Tresen. Die Initiative „Berlin tüt was“ will für das Thema sensibilisieren.

Am 3. Juli, dem Antiplastiktütentag, rief die „Stiftung Naturschutz Berlin“ daher die Kampagne „Berlin tüt was“ ins Leben. Die Initiative prangert den hohen Plastiktütenverbrauch an und will Berliner für das Thema sensibilisieren. Für den 20. September ist im Rahmen des Umweltfestes am Tempelhofer Feld eine neun Kilometer lange Menschenkette mit den erwähnten 30.000 Plastiktüten geplant. Damit der Weltrekord gelingt, müssen mindestens 1500 Menschen mitmachen. Kleiner zusätzlicher Ansporn: Für zehn alte Plastiktüten bekommen Teilnehmer eine speziell für die Kampagne entworfene Mehrwegtasche. Das Umweltfest bietet neben dem Weltrekordversuch ein ganztätiges  Bühnenprogramm für die ganze Familie sowie Informationen, was jeder selbst tun kann, um Plastikmüll zu reduzieren.

Weitere Infos zur Kampagne und viele gute Gründe, sich gegen Plastiktüten zu entscheiden, gibt es auf der Webseite von „Berlin tüt was“. Hier findet ihr auch eine Liste mit über 60 Sammelstellen in Berlin, wo ihr eure Plastiktüten bis zum 20. September abgeben könnt.

Umweltfest: 20. September 2014, Tempelhofer Feld 14-19 Uhr, U-Bahn Boddinstraße
Weltrekordversuch: 20. September 2014, Tempelhofer Feld, 16 Uhr

(Foto: Maria Götzel)