Sound Pellegrino – Rau, aber herzlich.

Sound Pellegrino x Phenomenon by Keffer-1

Die Menschen hinter Sound Pellegrino hatten noch nie Berührungsängste mit Clubs. Teki Latex und Orgasmic, die mit Emile Shahidi das Label betreiben, haben als Rapper und DJs der Gruppe TTC in den 2000ern erfolgreich Hip Hop mit elektronischer Musik gekreuzt. 2006 war Schluss mit TTC, doch nicht mit der Zusammenarbeit. 2009 gründeten die beiden mit Sound Pellegrino ihr eigenes Label, das Clubmusik von Techno über Electro, House und Baltimore Clap bis hin zu Grime und somit alles veröffentlicht, was ordentlich Wumms hat.

SND.PE Vol. 03Führte die erste Compilation 2013 noch in das vielgestaltige Musikuniversum von Sound Pellegrino ein, vereinte der Nachfolger „Crossover Series“ Anfang 2014 auf jedem Track ProduzentInnen aus verschiedenen Nischen elektronischer Musik. Mit der nun vorliegenden dritten Tracksammlung „SND.PE“ widmen sich die Kuratoren hingegen kompromisslos funktionaler Clubmusik.

Der Einstieg von Track ID klingt mit warmen Synths und pulsierender Kickdrum im geraden 4/4-Takt noch sehr entspannt. Danach lotet aber ein Großteil der Tracks auf „Raw Club Material“ aus, wie effizient Tracks zwischen Grime und Techno auf die Tanzfläche ziehen können. Tracks wie K-Laganes „She’s so Fine“ oder Friendships „Phreak Mania“ setzen dabei auf 4/4-Kickdrums, reduziertes Instrumentarium und sich wiederholende Vocalsamples. Es rumpelt und pulsiert und kracht auch mal wie bei Nicolas Malinowsky, der in seinem Track „Crash“ neben unheimlichen Synths tatsächlich Samples einbringt, die nach einem Autounfall klingen. Rabit fiel in den vergangenen Monaten immer wieder mit großartigen Grime-Tracks auf und liefert auch für Sound Pellegrino mit „Thug Rotorvator“ einen beklemmenden Track mit erschütternden, eruptiven Bassdrums und hektisch flirrender Percussion. Ähnlich düster und böse ist Deke Sotos Track „Black Ice“, der mit nervenaufreibenden Klängen und aufdringlicher Beatgestaltung extrem herausfordert.

Insgesamt verdient die Compilation tatsächlich die Bezeichnung „Raw Club Material“. Viele der Beiträge verdienen dazu noch das Prädikat „fierce“ – sie sind schlagkräftige, exzellente Tracks für die Tanzfläche mit einer Menge Ecken, Kanten und Breaks. Sie sind dazu gemacht, mit ihren minimalistischen, aber effektiv eingesetzten Klängen die Stahlträger dunkler Clubs zum Vibrieren zu bringen.

(„SND.PE Vol. 03: Raw Club Material“ ist auf Sound Pellegrino erschienen.)

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(Foto: Sound Pellegrino Thermal Team von Keffer)