Mehr als eine Woche war Berlin-Kreuzberg im Ausnahmezustand. 40 Flüchtlinge wollten die von ihnen besetzte Gerhart-Hauptmann-Schule nicht verlassen, der Bezirk drohte mit Räumung durch die Polizei. Die Flüchtlinge flohen auf das Dach und drohten: „Wenn die Polizei die Schule betritt, springen wir vom Dach“.
Seit dem Abend des 2.7. gibt es einen Kompromiss zwischen Verwaltung und Flüchtlingen. Sie dürfen wohnen bleiben – in einem Seitenflügel der Schule. Aus der Sicht der Flüchtlinge ist dieser Kompromiss allerdings ein schlechter. Ihr Ziel war es, dass die Asylgesetzgebung in Deutschland verändert wird. Diese Gesetzgebung schränkt unter anderem die Bewegungsfreiheit von Flüchtlingen ein, verwehrt ihnen einen Job und pfercht sie in „Heimen“ zusammen. An den Gesetzen ändert sich jedoch nichts, Politiker auf Bundesebene ignorierten die Proteste. Doch inzwischen seien die Flüchtlinge entkräftet und verängstigt, wurde verlautbart – so gaben sie sich gegen 21:30 mit dem Vorschlag der Bezirksverwaltung zufrieden. Nun bekommen die Flüchtlinge Bewohner Hausausweise und werden von einem Sicherheitsdienst bewacht, berichtete die ARD. So soll verhindert werden, dass die Schule zum Anlaufpunkt für weitere Flüchtlinge wird.
Außerhalb des abgesperrten Bereichs bejubelten Berliner, welche die Belange der Flüchtlinge unterstützt hatten, den „Sieg“ gegen die Verwaltung. In der Nacht hielten Aktivisten Reden zum Thema Flüchtlingspolitik. In dem benachbarten Innenhof ruhten sich Flüchtlinge auf provisorischen Matratzen nach einer Woche Anspannung aus. An eine Kreuzung in der Nähe der Schule kam es hingegen immer noch zu kleinen Rangeleien zwischen Polizisten und Demonstranten. Diese versuchten mittels Sitzblockaden die Polizeiautos an der Ein- und Ausfahrt in die abgesperrten Bereiche zu hindern.
Fotograf Robert Herhold war abends und nachts vor Ort in Berlin-Kreuzberg und hielt die Szenen eines hochemotionalen Tages für BLN.FM fest.