Das Deutsche Historische Museum in Berlin zeigt vom 21. März bis zum 31. August 2014 die Ausstellung „Farbe für die Republik. Auftragsfotografie im Leben der DDR“. Zu sehen sind Bilder der Fotografen Kurt Schwarzer und Martin Schmidt. Sie waren als Mitglieder des VDJ, des Verbandes der Journalisten, beauftragt, das Leben in der DDR in einer der Staatsdoktrin entsprechenden Form zu dokumentieren. Das hieß vor allem, gewünschte Idealvorstellungen abzubilden. Die damals noch relativ neue Farbfotografie schien für diesen Zweck besonders gut geeignet. Glückliche Menschen sowie industrielle und landwirtschaftliche Leistungsfähigkeit sollten das Bild der DDR als Arbeiter- und Bauernstaat manifestieren.
Die Fotografen bedienten sich bewusst bildgestaltender Strategien, um ihren Auftrag zu erfüllen und einen positivistischen Blick auf die Gesellschaft der DDR anzubieten. So wirken die Bilder oft pathetisch. Überhöhte Perspektiven bieten einen grandiosen Blick auf die gemeinschaftliche Arbeit auf dem Feld oder in der Industrie und verweisen auf das Erreichte. Aus der Froschperspektive aufgenommene Porträts zeigen stolze Arbeiter, die ihr Land aufbauen und in die Zukunft führen wollen. Die Fotografen produzierten überzeugende Bilder, die man sich im Grunde immer noch gerne anschaut. Abgedruckt wurden sie in den staatlich kontrollierten Zeitschriften und Publikationen, die ebenfalls in der Ausstellung betrachtet werden können. So heißt es dann zum Beispiel in einer Reportage über das Arbeitsleben: „Ich bin Arbeiter, wer ist mehr?“. Eine andere zeigt Aufnahmen des Erdölverarbeitungswerkes Schwedt und ist mit „Der Gigant an der Oder“ betitelt. Die Bilder standen also nicht für sich allein. Die Ausstellung veranschaulicht überzeugend die enge Beziehung von Bild und Text und zeigt, wie Medien Inhalte „gestalten“ können – ein zeitloses Thema, heute nicht minder aktuell als damals.
Viele der damaligen Überschriften, Texte und Bilder wirken aus heutiger Sicht natürlich stark übertrieben. Der Arbeitsalltag stellte sich zudem in der Realität häufig anders dar, als auf den Fotografien abgebildet. Heute ist bekannt, dass das Bild dieser „idealen Gesellschaft“ nicht aufrecht erhalten werden konnte. Sie ist vergangen und Geschichte geworden. Der Ausstellungsbesucher kann die Fotografien im musealen Umfeld und mit seinem Wissen leicht dechiffrieren. Die Frage ist, ob er daraus lernt und die Erkenntnis auf den eigenen Umgang mit Medien anwendet.
Die Ausstellung beschränkt sich auf einen Raum im Erdgeschoss des Pei-Bau. Nicht sehr viel, denkt man im ersten Moment. In insgesamt sieben Kategorien, die mit Überschriften wie „Im Betrieb“, „Leben auf dem Land“ oder „Frauenbilder“ betitelt sind, entfaltet sich jedoch ein sehr vielschichtiges Bild der sogenannten „Idealgesellschaft“ in der DDR. Aufgrund der engen räumlichen Verhältnisse können zu jeder Kategorie nur wenige Bilder, meistens vier bis sechs aus einer Reportage, gezeigt werden. Das ist für den einzelnen Themenbereich natürlich nicht sehr repräsentativ. Da lohnt sich ein Blick in den Ausstellungskatalog. In ihm sind deutlich mehr Abbildungen zu sehen, die insgesamt einen besseren Eindruck von der Arbeit eines im Auftrag handelnden Fotojournalisten in der DDR vermitteln.
„Farbe für die Republik. Auftragsfotografie vom Leben in der DDR“, Deutsches Historisches Museum (Pei-Bau), Unter den Linden 2, 10117 Berlin
Öffnungszeiten: täglich von 10-18 Uhr