47 Mal in 24 Jahren – „Vaterland“ neu aufpoliert

East Side Gallery - Günther Schaefer

 

Das Bild „Vaterland“ auf der East Side Gallery ist ein Mash Up aus der deutschen und israelischen Flagge  – Schwarz-Rot-Gold mit einem blauen Davidstern in der Mitte. Für den Künstler Günther Schaefer ist sein Gemälde ein Friedenssymbol und sein „Geschenk an die Freiheit“. Aber nicht jeder versteht seine Arbeit als Botschaft für Völkerverständigung. Günther Schaefer wird persönlich beschimpft, und das Gemälde an der Berliner Mauer immer wieder verunstaltet. Doch jedes Mal kehrt er an die East Side Gallery zurück, um sein Werk zu restaurieren – auf eigene Kosten. Man sagte ihm, die Stadt habe keine Mittel für die Restaurierungen und die Kasse des Landesdenkmalamts sei leer. Am Montag vergangener Woche trat er erneut zur Rekonstruktion an, bereits zum 47. Mal seit 1990.

 

East Side Gallery Günther Schaefer

 

Am 18. März 1990, der Tag an dem die ersten und letzten freien Volkskammerwahlen in der DDR stattfanden, präsentierte Günther Schaefer sein „Geschenk an die Freiheit“ der Öffentlichkeit. Dass seine Arbeit polarisieren würde, war ihm klar, das Ausmaß der Anfeindungen jedoch nicht. Beschimpfungen wie „Vaterlandsverräter“ oder „Flaggenschänder“ wurden zur Normalität, ihn erreichten telefonische Morddrohungen. Bei verbalen Attacken blieb es nicht – auch sein Bild selbst wurde immer wieder zerstört.

Jedes Mal hat Günther Schaefer sein Symbol für Frieden und Toleranz wieder restauriert. Für seine Hartnäckigkeit wurde er 2002 vom damaligen Bundespräsident Johannes Rau  geehrt, auf einem Neujahrsempfang im Schloss Bellevue. Doch neben Schmähbriefen erhielt Günter Schaefer auch ermunternde Zuschriften aus aller Welt. Solche Ereignisse motivieren den Künstler in jenen Momenten, in denen er sich fragt, ob er das „Vaterland“ nicht einfach aufgeben sollte.

Nun trat er einmal mehr zu den Restaurationsarbeiten an. Sein moralischer Patron Johannes Rau ist bereits vor einigen Jahren verstorben. Und es gibt mittlerweile nur noch wenige Menschen, die sich für die Restauration seines Bildes interessieren – ganz anders als im Fall von Jim Avignon im Herbst 2013, dessen Übermalung seines eigenen Werkes für öffentlichen Aufruhr gesorgt hatte. Günther Schaefer hingegen kämpft still und weitgehend unbemerkt weiter für sein „Geschenk an die Freiheit“. Vermutlich wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass er diese Arbeit verrichtet. Aber aufgeben will Günther Schaefer nicht. „Dann,“ sagt er, „hätte die Intoleranz gewonnen.“

 

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East Side Gallery Günther Schaefer

(Fotos: Robert Herhold)