Die Kunst auf Nachbars Mauern

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Wollen wir ehrlich sein: Polen ist nicht gerade ein Land, das einem als erstes in den Kopf kommt, wenn man an urbane Kunst in anderen Ländern denkt. Dass sich ein Blick ins Nachbarland dennoch lohnt, zeigt die aktuelle Ausstellung im Urban Spree. In der Galerie auf dem RAW-Gelände sind noch bis zum 6. April die Werke bekannter polnischer Künstler zu sehen. Im Rahmen der von Johannes Mundinger kuratierten Ausstellung wird auch gleich die Außenwand des Gebäudes an der Warschauer Straße neu gestaltet.

Wird Streetart in Deutschland längst an Universitäten erforscht und besprochen, finden polnische Künstler in ihrem Heimatland vergleichsweise noch wenig Interesse. Dennoch gibt es in Plattensiedlungen von Städten wie Breslau Ansammlungen von Mauerbildern, und organisierte Veranstaltungen zum Thema finden in den großen Städten immer regelmäßiger statt. Einige Künstler arbeiten sehr aktiv im öffentlichen Raum und an der Popularisierung der polnischen Streetart: M-City, Magda Drobcyzk, Otecki und Zbiok sind einige, die über Polen hinaus bekannt geworden sind – und derzeit im Urban Spree zu sehen sind. M-City aka Mariusz Waras ist ein Vorreiter der polnischen Streetart-Szene. Er füllt mit Farbex und Schablonen ganze Fassaden Warschauer Häuser. „Narrative Urban Poland“ bietet die Gelegenheit, sich einen ersten Eindruck von dem kreativen Potenzial unserer Nachbarn zu machen, ohne dafür das Land verlassen zu müssen. Wer hätte nach dem Warschauer Vertrag gedacht, dass so was noch mal möglich ist?

Zbiok: Ein verregneter Tag

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Urban Spree, Reva­ler Strasse 99, Berlin-Friedrichshain, S+U-Bahn: War­schauer Straße

(Fotos: Jessica Schmidt)