Zugegeben, der Titel ist ein klein wenig reißerisch. Doch wie sonst soll man die Aufmerksamkeit der Musikverliebten und Feierwütigen auf ausgerechnet ein eher nerdiges Computerspiel lenken? Dabei lohnt es sich sehr! Denn Audiosurf ist genau das richtige Spiel für Musikverliebte und sogar für Feierwütige, denn besonders letztere sind ja wohl am ehesten unempfindlich gegen schnell wechselnde optische und akustische Reize. Und könnten somit die besten Ergebnisse erzielen. Aber der Reihe nach.
Das Prinzip des kleinen Independent-Spiels ist relativ simpel: in verschiedenen Spielmodi gilt es, eine abstrakte Rennstrecke aus psychedelischen Farben, Formen und Mustern zu bewältigen. Dazu fährt man mit einer Art Raumgleiter über die Bahn und muss lediglich nach links oder rechts ausweichen, wenn sich ein Hindernis in Form eines Klötzchens nähert. Je nach Modus muss man bestimmte Klötze sammeln oder vermeiden, um möglichst viele Punkte zu bekommen – aber das würde jetzt zu weit führen.
Das Besondere an diesem Rennspiel ist, dass man tatsächlich über Musik gleitet. Zu Beginn jeder Runde wählt man einen Track im MP3-Format aus seiner Sammlung aus, der dann ins Spiel geladen und analysiert wird. Verschiedene Parameter der Musik bestimmen hierbei das Aussehen der Rennstrecke: der Kurs wippt im Beat mit, bei langsamen Passagen geht es bergauf, bei schnellen bergab, die „Wärme“ der Klänge oder des Gesangs spiegelt sich in warmen oder kalten Farben wieder, je komplexer die Musik ist (d.h. je mehr verschiedene „Instrumente“ erkannt werden), desto mehr Klötze erscheinen und desto stärker verändert sich die abstrakte Umgebung.
Mit den richtigen Tracks (in diesem Falle sogar doppeldeutig richtig) kann diese geradezu synästhetische Idee durchaus süchtig machen. Wenn sich der Höhepunkt eines Lieblingsstücks als „Gipfel“ einer Achterbahnfahrt darstellt, das Spieltempo sich plötzlich verdoppelt und alles überschäumt von Farben und Formen, macht das schon was her. Allerdings ist dieses Spektakel schon im einfachsten „Mono“-Modus schon relativ anstrengend für die Augen. Die sonst für jedes langweilige Spiel empfohlenen Ruhepausen sollten hier vielleicht ausnahmsweise eingehalten werden. Auch ist manchmal nicht völlig klar nachzuvollziehen, wie das Spiel die Musik in seine Visuals umrechnet, was aber eigentlich nicht so viel ausmacht. (Tipp: Deutliche Beats und elektronische Klänge gehen besonders gut – aber deswegen schreiben wir ja auch drüber.) Das Durchsuchen der eigenen Musiksammlung nach Strecken, die gut abgehen, hat auch was für sich – man sieht seine Sachen noch mal in einem völlig anderen Licht. Und schließlich: wer kann schon widerstehen, einmal (um nicht den albernen Titel zu wiederholen) mit den Chemical Brothers Autoscooter zu fahren?
Auf Youtube gibt es übrigens zahllose weitere Beispiele – einfach nach „Audiosurf“ suchen. Viele Videos sind allerdings leider in ziemlich schlechter Qualität. Also am besten selber spielen! Die offizielle Homepage bietet auch eine kostenlose Demoversion zum Download an; die Vollversion kostet 10 Dollar und beinhaltet die Anmeldung an einer Online-Spieleplattform, über die man z.B. Highscores austauschen kann.
Alle weiteren Details findet ihr auf audio-surf.com.