Neukölln sagt: Blankziehen für Bomben gegen Nazis ist schon OK!

seeroiber_jenny Gallionsfigur ©van Helsing flickr cc

Piratin Anne Helm ist politisch ordentlich aktiv. Im Bezirk Neukölln beheimatet, kümmert sie sich bei der Piratenpartei um Flüchtlinge und steht auf Platz 5 der Piraten-Liste zur Europawahl am 25.5.2014. Zuletzt machte die Politikerin, auf twitter als Seeroiber_jenny unterwegs, aber anders Schlagzeilen. Zum „Gedenken“ an den Bombenangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 hielt sie ihre Brüste in die Kamera und bedankte sich per Schriftzug bei „Bomber Harris“, dem Kommandierenden der Royal Air Force, der das Bombardement angeordnet hatte. Bis zu 25.000 Menschen kamen in den drei Tagen der Luftangriffe um.

Helm wollte zwar protestieren, aber ungern erkannt werden. Darum zeigte sie auf Foto ihre Brüste, aber nicht ihr Gesicht. Doch an ihrem Tattoo wurde sie erkannt. Die Berliner Boulevard-Zeitung „Berliner Kurier“ griff die Story auf und brachte so „#Bombergate“ ins Rollen, eine wochenlange Diskussion in der Piratenpartei begleitet von Gezank auf Twitter, Stellungnahmen, Presseerklärungen und Austritten einiger Mitglieder. Nun bekannte sich Anne Helm doch zur Aktion und entschuldigte sich. „Ich bedauere meine Aktion und wünsche, ich könnte sie ungeschehen machen. Es war nie meine Intention, die Gefühle von Menschen zu verletzen“, sagte sie am 26.2. abends im Bezirksparlament in Neukölln. Dem Tagesspiegel sagte sie: „Das war keine Aktion als Piratin.“ In Dresden hätte sie nicht als Piratin demonstriert, sondern als „Antifaschistin“ Nazis provozieren wollen. Die Verkleidung war nur Selbstschutz, so Helm, die zahlreiche Morddrohungen von Rechtsextremen in Internet erhält. Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowski (SPD) sagte im Bezirksparlament: „Es kann nicht sein, dass wenn ein Mitglied dieser Versammlung an einer politischen Aktion teilnimmt – über die man streiten kann – dieses Mitglied mit dem Tod bedroht wird“, so die Berliner Zeitung.

Am Ende beschloss die Mehrheit im Neuköllner Parlament, darunter auch die Piraten, dass sie Proteste gegen Neonazis toll finden, aber das Verhöhnen von Opfern missbilligen. Die Grünen enthielten sich. Der Fall scheint damit erledigt. Denn innerhalb der Piratenpartei kann Anne Helm ihre Ämter ebenfalls weiter ausüben, sie bleibt auf der Liste der Kandidaten zum Europaparlament. Bei dem derzeitigen Stimmenanteil der Piraten von 3% sind ihre Chancen auf einen Sitz im EU-Parlament marginal.

Zur gleichen Zeit protestierten vor der Tür des Bezirksparlamentes der Berliner NPD-Chef Sebastian Schmidtke und etwa ein Dutzend Rechtsradikale. Zu hören war von ihrem Protest jedoch nicht viel – denn sie wurden von 280 Gegendemonstranten übertönt, die laut Polizei gekommen waren.

(Foto: van Helsing,flickr, CC Montage)