Im Seouler Quartier Gangnam funkelt alles: hoch moderne Shopping-Malls, Designer-Boutiquen, Kunstgalerien, Autohäuser der teuersten Karrossenhersteller und Fünfsternehotels. Kurz: Gangnam ist posh, ein Ort, der für gehobenen Konsum steht.
Mitten drin stapeln sich 28 Wellblech-Container mit tarnfarbenem Anstrich. Sie können jederzeit abgebaut und woanders wieder aufgebaut werden. Das symbolisiert Flexibilität in einer globalisierten Gesellschaft. Entlang der hohen Fenster reihen sich vier Showcases, befüllt mit Kunstobjekten. Veranstaltungen füllen je nach Anlass nahezu das gesamte Erdgeschoss aus. Monatliches Highlights ist der Flea Market, auf dem man sich für etwa 70 € schon mal einen ganzen Koffer voller Klamotten, Accessoires und Schnickschnack füllen kann. Von Donnerstag bis Samstag legen DJs elektronische Musik auf, ab und an geben Künstler wie die Berliner Moderat Konzerte.
Die Gastronomie serviert kein koreanisches Essen, sondern deutsche Spezialitäten wie Schnitzel, Bouletten und Currywurst. Das kommt so gut an, dass Businessleute ihre Mittagspausen im Platoon verbringen. Im ersten Stock tüfteln vier Künstler an neuen Ideen. Das beste Konzept landet dann unten im Ausstellungsbereich. Eine Bibliohek enthält eine kleine, aber feine Auswahl von Büchern über Streetart, Urban Art und Design ist für jeden zugänglich. Wer will, schnappt sich eines davon und setzt sich mit oder ohne Getränk an einen der Tische.
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Design und Blech-Container? Klingt nach Stilbruch, ist es auch. „Es ging uns darum, Reibung zu erzeugen. Das in Hongdae (Seouls etabliertem Künstler- und Studentenviertel) zu machen wäre vielleicht ein bisschen einfacher gewesen, weil das Publikum dort garantiert ist. Wir wollen die Idee aber in größerem Maßstab streuen“, sagt Udo, A&R-Manager der Platoon-Kunsthalle. Die Idee ist, Subkultur eine Plattform zu geben; ein Ort für Street Art, Mode und Design, aber auch Musik und politischen Aktivismus. Ursprünglich sollten die Container in Tokyo aufgestapelt werden. Im Laufe der einjährigen Planungszeit fiel die Wahl dann auf Seoul. Udo begründet das mit der guten Infrastruktur der Stadt, der jungen, hungrigen Szene, sowie der geografischen Lage: Südkorea liegt zwischen Japan und China.
Subkultur und poshes Blingbling können also irgendwie doch ein rundes Gesamtbild ergeben. Sara Hussain hat sich mit einigen Künstlern getroffen, die in der Platoon-Kunsthalle ausgestellt haben. In ihren Objekten vereint sich Design mit Kunst und technische Spielereien mit kritischen Beobachtungen der koreanischen Gesellschaft.