Mit 25 in Rente zu gehen, davon träumen wahrscheinlich viele. Darren Cunningham alias Actress hat genau das vor. Zumindest teilweise. Das neue Album „Ghettoville“ soll sein (vorerst) letztes sein, denn Cunningham möchte sich in Zukunft mehr um sein Label Werkdiscs kümmern. Seit 2004 beschert Actress der Welt seine musikalischen Arbeiten zwischen Minimal, Dubstep und Ambient, immer verziert mit zahlreichen experimentellen Spielereien. Damit soll nach Album Nummer vier jetzt Schluss sein? Bei einem Arbeitstier wie dem Engländer ist das kaum vorstellbar. Wie klingt der Abschiedsgesang auf „Ghettoville“?
Zurück zu den Wurzeln des Trübsals
Cunningham selbst kündigte an, „Ghettoville“ sei der stilistische Nachfolger seines 2008er Debüts „Hazyville“. Nachdem sich „R.I.P“ aus dem Jahr 2012 etwas weniger düster als seine Vorgänger zeigte, finden wir hier wieder den gewohnten Weltschmerz vor. Tracks wie das von Distortion getragene „Street Corp.“ oder „Grey Over Blue“ lassen keinen Raum für optimistische Gedanken. Wenn der Trübsinn dann doch einmal beiseite geschoben wird, passieren jedoch wundervolle Dinge.
Bestes Beispiel dafür ist „Rims“: Ein angenehm bluesig anmutender Bass trifft auf spacige Synthiesequenzen. Der Track baut sich auf, steigert sich, verliert wieder an Tempo und arbeitet auf einen grandiosen Break hin, nur um dann gleich wieder voll einzusteigen. Dazu gesellen sich kürzere Tracks wie das sphärische „Our“ oder das gut tanzbare „Birdcage“, die eine angenehme Abwechslung zu den doch oft langatmigen Stücken des Albums bieten.
Wenn „Ghettoville“ tatsächlich Actress‘ letztes Album sein sollte, so bleibt ein gemischtes Gefühl zurück. Die Platte hat zwar nicht das Potenzial, ein Klassiker zu werden. Trotzdem ist sie gut genug, um einen Abschied Cunnighams von der Produzentenbühne schade zu finden.
(Foto:Ninjatune)