Eigentlich wollte am 13. Dezember der Senator für Stadtentwicklung Michael Müller entscheiden, ob um den Berliner Tiergarten ein Zaun gezogen wird. Das hat er nun auf 2014 verschoben. Doch bereits seit Monaten wird darüber diskutiert, ob und wie der große Park in Berlins Mitte eingezäunt werden soll. Ein stabilerer Zaun muss auf jeden Fall her, weil rund um die Straße des 17. Juni immer mehr Veranstaltungen stattfinden, sagen Feuerwehr, Polizei, Innensenator Henkel (CDU) und das zuständige Bezirksamt Mitte. Viele Menschen verletzten sich an den provisorischen Absperrungen – nicht selten bewegen sich die Anzahl der Verletzten im dreistelligen Bereich, berichtet Harald Büttner vom zuständigen Tiefbauamt. Doch welche Art von Zaun aber genau die Probleme lösen soll, darüber gehen die Meinungen auseiander. Soll ein richtiger einzementierter Zaun gebaut werden – oder reichen Absperrgitter, die für die Dauer der Feiersaison aufgestellt bleiben?
Spätestens nach dem Loveparade-Unglück sind auch Berlins Behörden sensibler geworden, was die Gefahren von Großveranstaltungen wie der Fanmeile zur Fußball-WM und der Silvesterfeier am Brandenburger Tor anbelangt. Auch die EU hat Vorschriften erlassen, welche Sicherheitsvorkehrungen für solche Events getroffen werden müssen – und sie gibt ordentlich Geld, damit diese umgesetzt werden. 3,5 Millionen Euro veranschlagt das Bezirksamt Berlin-Mitte für einen festen Zaun, 90% der Kosten zahlt die Europäische Union. Macht einen Schnäppchenpreis von etwa 350.000 Euro für mehr Sicherheit für Berlin selbst, rechnet der zuständige Baustadtrat vor. Also ist doch alles klar, oder?
Andere bevorzugen stattdessen einen Zaun, der nur während der Festivalsaison von Mai bis Dezember stehen bleibt und sonst abgebaut ist. Jedes Jahr Aufbau und Abbau – das zerstöre die Natur, die jedesmal nachwächst, kritisiert der Bauexperte Harald Büttner und wünscht sich einen festen Zaun von zuständigen Senator Michael Müller. „Der Zaun steht und überwuchert bis er sich komplett der Umgebung angepasst hat.“ Gleichzeitig beklagt er, das zahlreiche Falschinformationen im Umlauf seien. Ein Zaun bedeutet nicht, dass es Eingänge geben wird, die nachts verschlossen seien. Außerdem hätte es rund um den Tiergarten schon mal einen Zaun gegeben! Wenn es zur Umsetzung des festen Zauns kommt, dann hat das zuständige Amt also bereits historische Vorbilder, an denen es sich orientieren kann. Weitere Vorteile: weniger Tage Straßensperrung am Tiergarten, weniger Unterhaltskosten über längere Zeit und die Zuschüsse, welche die EU nur für einen festen Zaun zugesagt hat.
Dennoch ist nicht klar, wie Stadtentwicklungssenator Müller entscheiden wird. Denn ein Zaun um den Tiergarten ist auch unpopulär. Dass er zur „Fanmeile“ der Fußball-WM 2014 steht, ist unwahrscheinlich – denn mittlerweile ist die Zeit abgelaufen.
(FotoS: SpreePiX – Berlin , Márcio Cabral de Moura)