Borealis zwischen den Stühlen: Trance, Techno und irgendwie Future

jesse somfay by facebook artist profile

Atmosphärische Sounds und tanzbare Techno-Rhythmen vermengen –  das Rezept von Jesse Somfay ist nicht so neu. Dennoch macht er es anders und besser als mancher andere. Statt Genre-Unterschiede zu einen faden, homogenen Genre-Brei anzurühren, legt es der Kanadier darauf an, die Reibereien zwischen den Stilen hervorzuheben. So auch auf dem Album „Glittervoice“, das er im November 2013 auf dem rumänischen Label Origami Sound unter seinem Pseudonym Borealis veröffentlichte. Klassische Elemente aus Trance, Techno, Ambient und Rave ergänzen sich zu widerspenstig-melodischen Kombinationen. Borealis setzt dabei vor allem auf eilige Drum Loops, die mit langgezogenen Synthie-Melodien kontrastieren, wie man sie sonst aus Eurodance-Produktionen kannte.

Borealis Glittervoice Artwork; Quelle: Origami Sounds Soundcloud-Seite

Das große Gefühl in Moll

Richtungsweisend für die trancige, energievolle Seite des Albums ist „Moll-E“. Darin vermengen sich strenge, rasselnde Rhythmen mit kosmischen Klängen, ohne sich in deren Weite aufzugehen. Borealis lässt die verschiedenen Elemente einfach nebeneinander stehen, so dass die Klänge für sich wirken. Dadurch geht nichts von der intensiven Emotionalität der schwebenden Töne verloren, die Trance-Produktionen gewöhnlich so mitreißend machen – ohne dass es peinlich wird. In „Pewter Sigh“ akzentuiert Borealis hingegen den klassischen Warehouse-Sound großer Techno-Clubs: hallend, dramatisch, treibend – so passt der Track in die Sets eines jeden eingefleischten Techno-DJs.

Seine Handschrift kann Borealis auch auf andere Genres übertragen: Eines der stärksten Stücke des Albums, „Lover“, mischt Garage, Ambient-Texturen und Hip Hop zu einen Genrehybriden, für den manche das stillose Wort „Chillstep“ verwenden. Wie in den anderen Tracks von „Glittervoice“ wird auch hier das Grundgerüst des Tracks durch ausladende Trance-Synthies zusammengehalten. Für den einen mögen diese gefühlvoll-kitschigen Klänge einen schalen Beigeschmack haben, für den anderen entstehen gerade dadurch spannende Klangflächen mit Ohrwurmcharakter.

Reinhören:

(Origami Sound)