Berliner können jetzt Techno-Lärm online petzen

Open Air Neustockland

Berlin ist arm, aber sexy. Viele finden das nicht. Die Techno-Party nebenan bollert schon seit 48 Stunden. Und an vielen Stellen ist Berlin einfach häßlich und verwahrlost. Schlaglöcher nerven auf den Straßen, am Straßenrand stapelt sich der Sperrmüll und in manchem Hinterhof terrorisieren Ratten die Bewohner. Berlin hat seine schnelle Eingreiftruppe für solche Fälle: das Ordnungsamt. Das beendet nicht nur illegale Grillfeste in den Grünanlagen der Stadt, sondern sorgt auch für ein sauberes Stadtbild. Damit die Schandflecken in der Stadt auch schneller gefunden werden und Bewohner ruhiger schlafen können, schalten jetzt zahlreiche Berliner Bezirke das Portal „Maerker“ frei. Dort können alle bequem potentiell Gefahrenquellen melden. Das Amt reagiert und antwortet. So bearbeitete das Ordnungsamt Lichtenberg auch öffentlich Beschwerden an der Rummelsburger Bucht, in denen Anwohner im Sommer beklagten, dass „der unaufhörliche Rhythmus“ „der tiefen Techno-Bässe“ auf ihre Gemüter schlage.

Nachdem drei Bezirke das Online-Ordnungsamt probeweise eingerichtet hatten folgen nun weitere. Andreas Statzkowski (CDU), der Staatssekretär des Innensenators, freut sich darüber, dass immer mehr Bürger diesen einfachen Weg wählen, um mit den Ordnungshütern in Kontakt zu treten. Doch auch die Opposition findet das Projekt super: „Demokratie beginnt unten beim Volk. Jeder einzelne Bewohner weiß am besten was ihn stört.“ sagen die Piraten in einer offiziellen Stellungnahme.

Nur die Verwaltungen von Spandau, Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln wollen nicht mitmachen. Nicole Gebell, Leiterin des Ordnungsamtes Neukölln, sagt gegenüber dem tagesspiegel: „Die vorhandenen Möglichkeiten Ärgernisse zu melden sind völlig ausreichend.“ Sie gehen davon aus, dass sie mit dem neuen Portal die gleiche Beschwerde doppelt und dreifach auf den Tisch bekommen.

Der Senat will die Online-Beschwerdestelle erweitern. Künftig sollen alle per App direkt petzen können, wenn sie vor Ort ein Problem erkannt haben wollen.

(Foto: Jörg Kantel, flickr CC BY-NC-ND 3.0)