Anfang Oktober berichtete der „Tagesspiegel“, dass in der Ruine der ehemaligen Eisfabrik in Berlin-Mitte 20 feiernde Jugendliche von dort lebenden Roma angegriffen worden seien. Einige Tage später stellte die Polizei diese Meldung richtig: die Täter gehören nicht zu Obdachlosen, die in der Eisfabrik leben. Dennoch reagiert nun der Bezirk Berlin-Mitte und will klare Verhältnisse schaffen. Der Bremer Vermögensgesellschaft Telamon, die Gebäudeeigentümer ist, wurde schriftlich mitgeteilt, dass sie die ehemalige Eisfabrik „wirksam und dauerhaft gegen das Betreten Unbefugter sichern“ muss. Sollte sie dem nicht nachkommen, wird das Land Berlin dies übernehmen und dem Eigentümer in Rechnung stellen
Etwa fünfzig Roma leben ohne Wasser und Strom in dem Gebäude der ehemaligen Fabrik. Geheizt werden die oftmals fensterlosen Räume mit Holzöfen. Thomas Durchlaub, Geschäftsführer der Telamon, sagt gegenüber der taz: „Ich bin bereit, das Gebäude zu sichern. Allerdings muss es für die Bewohner eine Ersatzunterkunft geben. Diese Leute sind nicht freiwillig obdachlos, sondern befinden sich in einer Notlage. Ich bin nicht bereit, Menschen um diese Jahreszeit in die Kälte hinaus zu räumen.“ Bereits im Mai forderte das Bezirksamt die Abriegelung des Geländes. Eine erneute Begehung im Herbst habe gezeigt, dass akute Lebensgefahr auf dem Gelände bestehe.
Stephan von Dassel, Bezirksstadtrat für Soziales in Berlin-Mitte sagt im Tagesspiegel, dass der Bezirk den Bewohnern der Ruine nicht helfen könne. Die Roma besitzen als EU-Bürger nicht automatisch einen Anspruch auf Sozialleistungen. Dieser wird benötigt, damit sie in einer der Berliner Unterkünfte für Obdachlose untergebracht werden. Deshalb will er noch bis Frühjahr 2014 mit der Räumung der baufälligen Ruine warten. Anders als zuerst berichtet: die Räumung der Eisfabrik soll binnen einer Frist von vier Wochen erfolgen. Sinngemäß meinte der Politiker dazu: Zu räumen sei „sozialer“ als abzuwarten.
(Foto. CC BY-SA 3.0) © Nikor)