Avatism: Kühl und ungeschliffen

avatisme

Es ist gerade mal drei Jahre her, dass Avatism auf der Bildfläche erschien. Der Mailänder veröffentlichte damals seine erste EP mit einigen dunklen Techhouse-Tracks auf dem kleinen italienischen Label Amam. Danach lieferte er konstant gute Tracks – und weitete so seinen Radius schnell aus. Nun hat der Produzent einen einjährigen Arbeitsaufenthalt in Berlin hinter sich. Das Ergebnis ist sein erstes Album „Adamant“, das Ende Oktober auf dem Berliner Label Vakant erschien.

Avatism - Adamant, Quelle: vakant.net„Adamant“ sind sehr harte Metalle und Edelsteine. Gewöhnlich denkt man da an kalte Klunker, nicht an überwältigendes Gefühl. Doch die Musik auf Avatisms Album glänzt nicht nur mit Kühlheit – sie hat Ecken und Kanten, die eine ganze Reihe an Emotionen hervorrufen. Der Italiener zaubert aus ähnlichen klanglichen Konstellationen ganz unterschiedliche Stimmungen. Er nutzt dazu den Geschwindigkeitsregler: Da treiben Sechzehntel einen Track zur Kompatibilität mit dem Dancefloor, woanders unterlegen träge, pumpende Basslines verschrobene Klänge. So streckt Avatism die Fühler in verschiedene benachbarte Genres aus: Mal lässt er Zuhörende auf melancholischen Wolken aus Ambient-Elektronik schweben, mal tröpfeln kristallklar hallende Töne und geben dem Album eine trancige Richtung.

Avatism zaubert unterschiedliche Stimmungen aus ähnlichen klanglichen Konstellationen

Doch nicht zwischen den einzelnen Stücken, sondern auch in ihnen selbst existiert Spannung. So lebt der namensgebende Track „Adamant“ von dem Kontrast zwischen langgezogenen, quietschend hohen atmosphärischen Synthies und unruhigen Arpeggio-Elementen, die von einem gezupft-gespannten Bass begleitet werden. Die gegenläufigen Elemente bauen sich nach und nach auf, diese Flexibilität sorgt dafür, dass keine der Produktionen am Anfang genauso klingt wie am Ende.

Trotzdem ist „Adamant“ ein stimmiges Album: Der gedämpfte, knisternde Techhouse ist der gemeinsame Nenner, auch wenn kein Track dem anderen ähnelt. Es ist ein Soundtrack für kalte Wintertage, der die Kühle draußen einfängt und in energiegeladene, wohl überlegte und präzise gesetzte Sounds umwandelt. Avatism zeigt damit, wie geschickt man sich musikalisch in unterschiedliche Richtungen entwickeln kann, ohne die Grundpfeiler des eigenen Stils zu sprengen.

Reinhören:

https://soundcloud.com/avatism/sets/avatism-adamant/

(Vakant)