Neu auf dem Radar: Cuthead

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Die Beziehung zwischen Hip-Hop und House ist so alt wie die Genres selbst. Mit gemeinsamen Wurzeln im Funk und Soul entwickelten sich die beiden Stile nebeneinander. Hin und wieder verbündeten sie sich, wie zum Beispiel bei Hip House. Auf doppelte Weise widmet sich Cuthead dieser Verwandtschaft: zum Einen verwendet er Samples aus Soul oder Funk, zum Anderen produziert er sowohl House als auch Hip-Hop. Robert Arnold, wie Cuthead für die Behörden heißt, veranstaltete mit dem Kollektiv Kunst:stoff Breakz bis 2011 Partys in Dresden, auf denen Breaks, Hip-Hop, Soul, Funk, House und Techno auf die Teller kamen. Kunst:stoff Breakz war gleichzeitig die erste Labelplattform für Cuthead, der 2006 erste Gehversuche mit seiner digital veröffentlichten EP „Blocker“ machte. Ihr folgten die Alben „Murdoc“ (2008) und „City Slicker“ (2010), allesamt zum freien Download. Während Cutheads Tracks anfangs noch stark an Downbeat und Breakbeat orientiert waren, öffneten sich die Produktionen zunächst wobbelnden Bässen und knarzigen Synths, bis auf „City Slicker“ neben Hip-Hop-Tracks und Breaks-inspirierten Stücken auch die im 4/4-Takt stampfende Kick zu hören war.

2010 folgten die ersten Tracks von Cuthead für die ersten Compilation-EPs des damals frisch in Dresden geborenen Labels Uncanny Valley, wofür der Downbeat im Schrank blieb, die Bassdrum in bester House-Manier dafür auf die Tanzfläche stürmte. 2011 kam schließlich die erste Solo-EP von Cuthead auf Uncanny Valley raus. Auf „Brother“ zeigte der Dresdner seine Liebe zu House mit sauren Acid-Synths, sanften Melodien und gleichzeitig zu seelenvoll verstolperten Hip-Hop-Instrumentals. Dass er das Eine genauso beherrscht wie das Andere, beweist Cuthead auch auf seinem neuesten Streich – der neun Track starken „Mini-LP“ „Everlasting Sunday“.

Cuthead - Everlasting Sunday - CoverDen Einstieg übernehmen wunderbare House-Tracks mit geschmeidig steppenden Beats, die immer auch ein wenig rauh voranrumpeln und zusammen mit melodischen Samples und verspielten Basslinien einen energiegeladenen Funk entfalten.

Cuthead versteht es, in seinen House-Tracks hypnotisch einnehmende Melodien mit treibenden Beats so zu kombinieren, dass sich innere Versenkung und ausgelassene Körperbewegung harmonisch vereinen. Das Lächeln wird man dann nicht mehr los. Auch nicht, wenn der entspannt fließende Hip-Hop-Track „Everlasting Sunday“ den zweiten Teil der Platte einläutet. Warme Melodien treffen in seinen Instrumentals auf nostalgisch knisternde Samples und präzis gebaute Beats mit satter Bassdrum und auch mal auf schroffe 8-Bit-Klänge und Scratching-Einlagen. Auf eindrucksvolle Weise zeigt der Produzent seine Fähigkeit, Samples kreativ und unterhaltsam einzusetzen.

Cuthead versucht nicht, Hip-Hop und House umständlich zu einer neuen Mischung zu verschmelzen. Für ihn gehören die beiden zusammen, was er auf simple Weise zeigt: indem er sie auf seinen Veröffentlichungen nebeneinander setzt und damit gleichzeitig House-LiebhaberInnen und Hip-Hop-Heads die Ohren öffnet.

Cuthead –  Everlasting Sunday (Uncanny Valley), November 2013

(Foto: David Pinzer)