Nazi-Krümelmonster in Brandenburg unterwegs (Update)

Krümelmonster,-Nazi 01.11.13 rbb screenshot

Marken-Slogans, Logos und Popkultur-Ikonen hijacken und für eigene Zwecke nutzen – solche Aktionen kennt man in Berlin vor allem von Protestgruppen, Künstlern und Medienaktivisten. Aber auch gewiefte PR-Experten bedienen sich der Strategie: 2012 klaute das Krümelmonster das Firmenlogo eines Keksherstellers, forderte Lösegeld und landeten so in den Medien. Neonazis ist der öffentliche Erfolg solcher Aktionen nicht entgangen – darum kopieren sie jetzt diese Strategie. Selbst ernannte „Rassewächter“ der „Widerstandsbewegung Südbrandenburg“ schauten sich die Idee ab, sprangen mit ihren Stiefeln in ein Krümelmonster-Kostüm und dokumentierten ihre Aktionen auf youtube. Jedenfalls vermutet der Staatsschutz die Gruppierung hinter den blau-braunen Untrieben, die seit einiger Zeit Kleinstädte südlich von Berlin in Atem halten.

Die öffentliche Aufmerksamkeit war bisher eher begrenzt. Doch letzte Woche entwendete das Nazi-Krümelmonster das Schild einer Schule in Lauchhammer, das sie als „Schule ohne Rassismus“ auswies. Das Schild erhalten Schulen als Auszeichnung dafür, sich besonders gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit engagieren. Im Youtube-Video forderte der verkleidete Rechtsextremist dazu: “Keine Kekse für Fremde.“ Am 30.10. dann ein neuer Propaganda-Coup: An einer Schule in Senftenberg machte das Krümelmonster Fotos mit Kindern und verteilte Flyer. Die Nacht danach hoben Unbekannte auf dem Schulgelände ein Grab aus und versahen es mit der Aufschrift „Demokraten bringen den Volkstod“, so berichtet der rbb.

Unsterblichen Aufmarsch Screenshot Youtube

Dass das Lausitzer Krümelmonster mehr als Nazi-Schabernack treibt, beweist ein Blick auf den Youtube-Kanal, der die Videos hochgeladen hat. Dort finden sich auch Clips der „Unsterblichen“, Nazi-Flashmobs, die im Stil von Anonymus-Aktionen mit Fackelzügen durch deutsche Kleinstädte marschieren. Während die Krümelmonster-Aktionen auf Youtube noch Klick­zah­len im zwei­stel­li­gen Bereich anzeigen, wurden die Videos der „Unsterblichen“ bereits bis zu 100.000 mal angeschaut. Organisiert wurden diese Aktionen konspirativ im Internet, so dass die Polizei niemals rechtzeitig vor Ort war. Hinter den Aufmärschen steckte eine Gruppe namens „Spreelichter“. Nachdem die Gruppe verboten wurde, war erstmal das Treiben zu Ende. Sprachlich lassen sich durchaus Parallelen feststellen: wie auch die maskierten Fackelträger faselt das Nazi-Krümelmonster etwas von einem vermeintlichen „Volkstod“. Dabei ist es nicht erst seit kurzem aktiv: bereits im Juni 2013 rief es zum Wahlboykott auf und attackierte ein CDU-Büro in Oberspreewald-Lausitz.

Das Ziel ist offenkundig: die Rechtsextremen wollen ihre menschenfeindliche Ideologie lustig verpackt verbreiten – auch unter Kindern. Die Ideologiefreiheit der beliebten Fernsehfigur hilft ihnen dabei: die Puppen seien weder politisch noch religiös, teilte Birgit Ponten, Sesamstraße-Redakeurin, in der „Jüdischen Allgemeinen“ mit.

 Update
Am 27. November hat das Oberlandesgericht in Potsdam das vorangegangene Urteil bestätigt, dass die „Widerstandsbewegung Südbrandenburg“ verfassungsfeindliche Tendenzen hat und stark idiologisch mit dem Nationalsozialismus sympathisiert. Die „Bewegung“ steckt, wie bewiesen, hinter den „Spreelichtern“ . Polizei und Verfassungsschutz vermuten sie aber auch hinter den neuen Aktivitäten in der Lausitz. Dazu gehören auch die kuriosen Attacken des Krümelmonsters berichtet die Berliner Zeitung