Neu auf dem Radar: Robinn

Robinn / Quelle: Webseite

Gerade im Bereich der elektronischen Musik ist es ja meistens so: Ein Unbekannter macht durch einen kleines Stück Musik, egal ob Original oder Remix, die Fans auf sich aufmerksam. Dann bringt er vielleicht eine EP heraus, remixt ein bisschen und bringt dann die nächste raus. Und wenn diese ganze Arbeit auf eine halbwegs zählbare Resonanz gestoßen ist, lässt sich mit ein wenig Glück ein Label dazu herab, dem Neuling die Chance zur Veröffentlichung eines Albums zu geben.

Doch Robinn spielt da offensichtlich nach seinen ganz eigenen Regeln. Es gab keine Single, kein Club-Hit, keine EP. Trotzdem veröffentlichte das Münchner Label Compost Records Anfang Oktober gleich sein Debütalbum „Multiphonia“. Da steckt aber jemand extrem viel Vertrauen in den Newcomer. Ist das gerechtfertigt?

Hinter Robinn steckt der aus Südfrankreich stammende und in London lebende Tom Le French. Für sein Debüt konnte er Nathaniel Pearn, der als Natural Self firmiert, für die Gesangsparts gewinnen. Die Arbeit mit dem Sänger war für ihn ein Beweggrund, das Album „Multiphonia“ zu nennen. Er spielt damit auf eine „Multiphonics“ genannte Technik an, bei der mittels eines Instrumentes mehr als ein Ton gleichzeitig erzeugt wird. So baut Robinn nicht nur den Gesang von Natural Self prominent ein, sondern er verwendet verfremdete Stimmfetzen als Grundlage für die gesanglosen Tracks des Albums.

Das Ergebnis seiner digitalen Bastelei ist weniger komplex und sperrig als man vermuten würde. Dafür klingt es vielseitig und recht poliert. Dabei lassen sich die Stücke nicht in eine einzige Genre-Schublade stopfen. Einige fallen klar in das „Post Dubstep“-Schema der Produzenten, die von James Blake und Burial inspiriert sind. „Redlight“ erinnert dagegen eher an Falty DL , „False“ bewegt sich unerwartet in düsteren Sphären zwischen Nujazz und House. Experimentelle, nächtliche Elektronik setzt dabei das Fundament für die Tracks des gelernten Grafikdesigners, die ein reduzierter und gleichzeitig dichter Sound auszeichnet. Warme Synthiespielereien in zahlreichen Varianten werden von soliden Bässen getragen – das klingt  bei Robinn unangestrengt, aber dennoch ambitioniert. Das Wagnis, welches das etwas angegraute Nujazz-Label Compost mit diesem Debüt von Robinn eingegangen ist, hat sich gelohnt.