Der Berliner Club Horst hatte bereits im Winter Februar 2013 abrupt geschlossen. Ganz paradox: einer der Gründe war der kommerzielle Erfolg der basslastigen Underground-Musik von James Blake, SBTRKT und anderen, die der Club half in Berlin bekannt zu machen. Im Blog der Red Bull Music Academy beschrieb Horst-Gründer Johnny Stieler jetzt den wirtschaftlichen Mechanismus, der dafür sorgte, dass es in Berlin seit Anfang des Jahres ein Ausgehziel weniger gibt.
Vier Jahre später (nach Eröffnung des Clubs) fanden wir uns wieder – aufgefressen von einem wuchernden und monströsen Nachtlebengewächs aufgefressen wieder. Unsere DJ- und Musikerentdeckungen von impertinenten Bookingagenturen geschluckt, die 30-seitige Verträge schicken, wenn man Künstler buchen will, die eine kurze Taxifahrt entfernt leben. Es scheint, als ob die Leute, die von der Musikindustrie ausgeschwitzt wurden, sich nunmehr auf Künstlern niederlassen, wie Fliegen auf den Hinterlassenschaften einer guten Hundemahlzeit: Booker, Künstlermanager, Reisemanager – was zur Hölle passiert hier eigentlich? Und was macht diese Generation von Musikern so interessant für Agenturen, die ihre Kompetenzen in Rock, Hollywood und Baseball haben?
Die immer weiter wachsende Anzahl von Veranstaltungsorten und Clubs, die mit dir um dieselben 50 Künstler buhlt, hat eine Situation kreiert, in der man zwölf Monate im Voraus Bookings machen muss, um ein Date mit guten Freunden des Hauses zu finden. Lächerlich hohe Gagen werden gezahlt und Veranstalter verbringen die meiste Zeit damit, Leuten, die sie nicht mögen, in den Arsch zu kriechen, kafkaeske Formulare auszufüllen oder anderen Clubs die Künstler abzuluchsen.
(Anmerkung der Redaktion: Übersetzung aus dem Englischen – Johnny Stieler. Die zuvor publizierte Version war eine sorgfältige Eigenübersetzung von BLN.FM. Weil wir wissen, dass manchmal auch nur unscheinbare Worte zu Bedeutungsverschiebungen führen, die Missverständnisse auslösen können, lassen wir hier letztendlich Johnnys Version stehen. )
Der ehemalige Horst-Betreiber beschreibt damit eine Entwicklung, die in den letzten fünf Jahren auch verstärkt den Bereich der experimentierfreudigen Tanzmusik erfasst hat. Dieser Bereich ist mittlerweile wie der Mainstream mithilfe von Agenturen durchkommerzialisiert. Am Ende frißt der Erfolg diejenigen, die ihn vor Ort aufbauen. Die Stars spielen für fette Gagen auf Festivals und finanzieren damit mehrere Agenturen. Kleinere Clubs gehen dann häufig leer aus: durch die wachsenden Kosten für „Makler“ können sie sich Künstler nicht mehr leisten, sobald sie in den Katalogen der Agenturen verschwunden sind, die fette Provisionen für minimale Tätigkeiten verlangen. So wie sich Dritte an der Kreativität und Arbeit der Künstler bereichern, so verarmt das kulturelle Angebot – die Basis, auf der musikalischer Erfolg späterer Stars beruht.
(Foto: Ole Olé)