Neu auf dem Radar: Jono McCleery

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Ein etwas kauziger, junger Mann, im Idealfall mit Riesenvollbart, steht voll auf Minimalismus und kann sich nicht Schöneres vorstellen, als stundenlang sanft seine Akustikgitarre zu beackern, um die Welt mit gefühlvollen Liedern zu dekorieren. So stellte man sich den prototypischen Singer-Songwriter vor. Auch ohne Rauschebart entspricht Jono McCleery fast diesem Prototyp – und gleichzeitig ist er doch ganz anders als viele seiner Kollegen.

2008 produzierte der Brite sein Debütalbum „Dark Star“ ganz in Eigenregie, finanziert durch Crowdfunding. Ruhige, von Akustikgitarre getragene Stücke, ab und zu ein paar Streicher – das mutet noch sehr nach traditionellem Songwriter-Handwerk an. Aber die Platte ist großartig. Jono McCleery überzeugte mit seinem Debüt nicht nur Booker, die ihn als Support für Gil Scott-Heron, Bonobo und José Gonzales buchten, sondern auch das Label Ninja Tune. Dort veröffentlichte McCleery 2011 sein nächstes Album „There Is“. Auf diesem began die Wandlung vom klassischen Songwriter zum Künstler, der seine Balladen mit Elektronik instrumentiert.

Die Lieder auf „There Is“ setzen bereits auf einen dichter gewebten Klangteppich, Bässe und Schlagzeug kommen zum Einsatz, das ganze Album klingt komplexer. Man hatte das Gefühl, McCleery hat seine kreative Handbremse gelöst und kommt nun erst richtig ins Rollen.

2013 zeigt Jono McCleery dann, wohin ihn das gebracht hat. Die Single „Fire In My Hands“ beginnt zwar mit zarten Pianotönen, spielt dann aber virtuos mit elektronischen Klängen und entfaltet sich zu einer extrem charmanten, etwas kantigen Post Dubstep-Ballade. So könnte es klingen, wenn sich James Blake und King Krule zusammentun würden.

https://soundcloud.com/slip42/jono-mccleery-fire-in-my-hands

Und bei der neueste Veröffentlichung „Ballade“ ploppt dann unweigerlich noch eine andere Assoziation auf: Der Track erinnert stellenweise an die Soundgerüste von SBTRKT, die man etwas entschleunigt hat. Dj Rum liefert dazu einen flotten eingängigen Remix.

Jono McCleery hat einen Weg gefunden, die Melancholie und emotionale Tiefgründigkeit seiner Singer/Songwriter-Seele in ein moderneres Kostüm zu stecken, ohne sich dabei selbst zu verraten oder zu verbiegen. Es lohnt sich tatsächlich, einmal alle Veröffentlichungen chronologisch durchzuhören. Denn selten wurde eine schleichende Veränderung so schön dokumentiert wie in den Liedern von Jono McCleery.

(Jono McCleery: „Ballade“ / Ninjatune, erschienen im August 2013)