Zola Jesus – Versions

Zola Jesus, VersionsDas neue Album von Zola Jesus ist in Wirklichkeit keines. Auf „Versions“ steckt die Frau mit der gewaltigen Stimme frühere Songs lediglich in ein anderes Gewand. Sie ersetzt die dunklen Synthie-Flächen und der breite Goth-Klang ihrer bisherigen Veröffentlichungen durch ein gewaltiges Streichorchester ohne jeden Hall. Ein Testlauf dafür fand bereits 2012 statt:  im Guggenheim-Museum in New York ließ sich Zola Jesus bei einem Konzert von einem Streichquartett begleiten.

Arrangiert wurden die Klassik-Versionen der Zola Jesus-Songs von J. G. Thirwell, auch bekannt unter dem Pseudonym Foetus. Der No-Wave/Industrial-Produzent hat bereits mit Nick Cave, Nine Inch Nails und Marilyn Manson zusammengearbeitet. Die neuen Fassungen der Zola Jesus-Lieder klingen hymnenhaft, dramatisch und auch irgendwie anstrengend. Das einzige Stück, das extra für dieses Album geschrieben wurde, ist „Fall Back„. Trotz störrischer Begleitung überzeugt der Song, den disharmonische Streicher zu einer kleinen ausdrucksvollen Hymne steigern.

Die anderen Resultate sind unterschiedlicher Qualität. Besonders gelungen und mitreißend sind die neuen Fassungen von „Seekir“ und  „Collapse“.Seekir“ beginnt mit sehr schönen a capella-Harmonien und entwickelt sich zu einem schwungvollen und kraftstrotzenden Song, in dem auch Elektronik zu hören ist. „Collapse“ ist eine verträumte Ballade, begleitet von langsamen Streichern. Der ruhige und zarte Abschluss des Albums verzichtet auf jegliche Rhythmusinstrumente. In anderen Liedern wie „Run Me Out“ wirkt hingegen das Streicherarrangement aufgesetzt und überdramatisch. Da wird offensichtlich, dass Songs und Instrumentierung nicht immer füreinander bestimmt sind.

Zola Jesus hat Mut, eine solche akustische Platte zu machen, denn bei der Übersetzung des Goth Pop in symphonische Lieder wird die Qualität ihres Songwritings offenbar. Nicht immer sind die Arrangements gelungen, aber das Wichtigste bleibt unverkennbar: die volle, unverkennbare Stimme, mit denen Zola Jesus den eingängigen Songs Einzigartigkeit verleiht.


(Zola Jesus: „Versions“ / Sacred Bones, September 2013)