Googelt man nach dem neuen Granlab-Album, spuckt die erste Seite Folgendes aus: „Frische Landluft knackig grüner bayerischer Wiesen, Technomaschinen geparkt in heiler Welt.“
Bilden wir uns mal ein eigenes Urteil: Es ist teilweise schon zauberhaft, was Granlab – Heiko Schwanz aka Granlab ist einer der Köpfe hinter dem Münchner Broque Netlabel – da zusammengefrickelt hat.
Der erste Track, „Märzsonne“, kommt erst mal genau so zögerlich hervor wie die Berliner Sonne im Frühling, findet aber nach knapp einer Minute dann die beruhigend pluckernde Bassline, die der normale Minimalmensch von heute so dringend braucht. Auf allem liegt ordentlich Kompressor. Hallflächen untermalen die eingestreuten Soundsnippets. Ein wirklich schönes Stück Musik, dass immer wieder aus dem geraden Vorwärtsgang ausbricht und teilweise klingt wie zwei nicht ganz synchrone Platten übereinander gemixt.
Auf die Märzsonne folgt „Wintermorgen“. Chords dominieren ein sehr ruhiges Stück, das sich irgendwo zwischen Downbeat und Warps Artificial Intelligence einordnen lässt.
Nummer drei ist der Titeltrack des Albums. Hat schon etwas Stoisches an sich, wie da die Klaviertakte durchgeklimpert werden. Bevor es aber zu doof wird, baut sich der Track immer mehr auf, packt Echosounds drauf und erlöst mit einem Break, der von Aphex-Twin-esken Anleihen plötzlich alle 30 Sekunden zwischen verschiedenen Grooves wechselt. Wir springen zum Remix von Max Cooper, der die leiernden Echoelemente beibehält, aber dem Ganzen einen stärkeren Minimal-Anstrich verpasst und es dann zu einem Club-Track mutieren lässt. Fazit: Der Remix macht mehr Spaß und dürfte sich als DJ-Tool sicher etablieren.
Track Nr. 5, „Kunstlicht“, geht gerade nach vorne und hat als einziges tragendes Element eine modulierte Patternline, die wie ein Wespenschwarm über den Track saust. Gerade als man denkt, das ist eine Trancenummer, wird’s zunehmend krachiger und die Wespern werden zu Hornissen. Drunter liegt noch zusätzlich das allseits bekannte Basic-Channel-Pattern.
„Bittersweet“ behält die etwas verquere Linie, die alle Tracks vereint, bei, setzt auch diverse asynchrone Spuren drauf und gräbt ein paar ziemlich spacige Sounds aus. Klingt ein bisschen wie 8bit-Musik.
„Between Nothing“ ist nicht weiter erwähnenswert. „Silhouette“ schließt das Album mit einem verschrobenen Minimaltrack ab.
Fazit: Oft hat man das Gefühl, als wären die Tracks sehr schnell vorbei und irgendwas würde noch fehlen. Das ist Musik für einen großen leeren Raum voller VJ-Installationen. Dort könnte euch das Album allerdings auf einen spannenden Klangtrip schicken.
Tracklist:
- Märzsonne
- Wintermorgen
- Industrial Romance
- Industrial Romance (Max Cooper Remix)
- Kunstlicht
- Bittersweet
- Between Nothing
- Silhouette
(Broque)