Hot Natured – Different Sides Of The Sun

Hot-Natured-announce-debut-album-Different-Sides-of-The-SunDas Phänomen „Supergroup“ taucht schon lange nicht mehr nur im Rock- und Indiepop-Bereich auf. Apparat und Modeselektor als Moderat, Armand van Helden und A-Trak als Duck Sauce, Skream und Benga als Magnetic Man – auch im Bereich der elektronischen Musik gehört es inzwischen zum guten Ton sich mit mindestens genauso erfolgreichen Freunden zusammenzuschließen. Und auch Hot Natured sind ein solches Projekt. Was einst als Duo begann, ist inzwischen eine richtige Band geworden: Die Ursprungsmitglieder Jamie Jones und Lee Foss haben sich das Infinity Ink-Duo Ali Love und Luca C ins Boot geholt, um ihr Debütalbum „Different Sides Of The Sun“ einzuspielen.

Ali Love, der Mitte der 2000er als Solokünstler kurz vor dem Megahype stand und dann doch noch – vielleicht zum Glück – den Absprung schaffte, sang bereits 2011 auf dem Hot Natured-Track „Forward Motion“. Auch auf „Different Sides Of The Sun“ ist er zu finden. Die diskoide Techhouse-Nummer schürte Vorfreude auf das Album, auch wenn der Gesang ein bisschen zu sehr den genialen Beat zu überstrahlen versucht. Diese Tendenz setzt sich bei den insgesamt 15 Tracks des Albums fort. Die prägnanten und durchaus angenehmen Stimmen von Ali Love und Gastsängerin Anabel Englund nehmen zu viel Platz ein. Teilweise wirklich gut angelegte Arrangements verwässern so zu einer faden Pop-Schorle.

Es gibt aber auch Ausnahmen: Für das soulig angehauchte „Alternate State“ stand Roisin Murphy am Mikrofon – und plötzlich wirkt die Vordergründigkeit des Gesangs gerechtfertigt. „Different Sides“ verbreitet hingegen schon nach wenigen Sekunden den Charme einer R’n’B-Nummer. Ali Loves Stimme schwebt entspannt auf einem gut ausbalancierten Bass-Synthie-Geflecht – so könnte ein entschnulzter Usher 2013 klingen. Das schönste Stück des Albums ist jedoch „Detroit“. Ob als Hommage an die „Techno City“ gedacht oder nicht: Der Track überzeugt durch seinen gelungenen Spannungsbogen – coole Beats zwischen Techhouse und funky Disco fügen sich zu einem von Claps getragenen, schönen Stück Musik zusammen.

Der Rest des Albums bewegt sich größtenteils zwischen Reminiszenzen an 1980er-Elektropop und eher unspektakulären Deep House-Arrangements. Das ist alles nicht schlecht, aber sehr erwartbar und teilweise auch langatmig. Für stilvolle Beschallung reicht es jedoch allemal. Und wenn sich die Sänger beim nächsten Mal mehr zurückhalten oder zumindest variantenreicher agieren, könnte da noch mehr draus werden.


(Hot Creations)