Cobra Killer verstehen sich eindeutig als Band. Dennoch schwankten sie in den Jahren seit ihrem Debüt 1998 erfolgreich uneinsichtig zwischen Elektro und Rock. Mit ihrem neuen Album „Uppers And Downers“ kredenzen die beiden Berlinerinnen die vielleicht gelungenste Melange der Stile. Ob die knarzige Bassline aus dem Opener „Hello Celebrity“ nun direkt aus dem Computer kommt oder doch mit einer Gitarre fabriziert wurde, ist egal. Was zählt ist die Wirkung: der Sound klingt auch in seinen digitalsten Momenten dreckig und riecht nach dem eingetrockneten Rotwein, mit dem nach Cobra-Killer-Konzerten gewöhnlich der Bühnenboden sowie die Kleider von Gina V. D’Orio und Annika Line Trost getränkt sind. Der Fusel löst die eingetrockneten Aromen längst vergangener Rock-, Punk- und Wave-Konzerte.
Nicht nur die Tatsache, dass Cobra Killer sich die alten Herren Thurston Moore (Sonic Youth), J. Mascis (Dinosaur Jr.), und Jon Spencer (Blues Explosion) als Gastmusiker einluden, lässt vermuten, dass sie sich – leider zwanzig Jahre zu spät geboren – auf der Bühne des New Yorker Punk-Clubs CBGB pudelwohl gefühlt hätten. Mit Moore, Mascis und Dinosaur-Jr.-Drummer Murph veranstalten sie mit „Hang Up The Pin Up“ ein schraddeliges Vier-Spur-Massaker. Mit Mickey-Maus-Stimmen und zum Finale gnadenlos gepitcht.
Die Schwaden aus der Vergangenheit verbinden sich mit den nunmehr loopartigen Konstruktionen und auf vielen gut sitzenden Hooks basierenden Elementen Cobra-Killer-Style. D’Orio und Trost sind sich für ein gutes Wortspiel nicht zu schade. Für eines der direktesten und am besten funktionierenden, den Dreizeiler „Schneeball in die Fresse“, haben sie sich ausgerechnet Die Prinzen ins Berliner Andere-Baustelle-Studio (Inhaber: Einstürzende Neubauten) bestellt. Selbst die A-Capella-Sänger haben noch gut zehn Jahre mehr auf dem Buckel. Sind die emanzipierten Vamps also in Wirklichkeit abhängig von großen Brüdern und Vaterfiguren? Nein, sie nutzen lediglich den Esprit der Alten für sich und degradieren die Legenden, die dabei gern mitspielen, effektvoll zu Begleitmusikern.
„Uppers & Donwers“ ist wie die CK-Live-Shows voll von solchen subversiven Gesten, auch wenn die Macherinnen höchstwahrscheinlich großen Wert darauf legen, dass es ihnen allein um die Musik und um die Show geht und jeden Verweis auf anderes bestreiten würden. Gut so, denn bei Songs wie dem rücksichtslos die schwarze Piste herunter bretternden Beats-und-Bass-Biest „Skibrille“ oder dem spooky halloweenigen Videospiel-Soundtrack „My First Parachute“ geht’s es vor allem um den Spaß.
Hier eine kleine Preview des Albums:
[podcast]http://www.bln.fm/media/audio/previews/cobra_killer_uppers_&_downers.mp3[/podcast]
Tracklist
- Hello Celebrity
- Vitamine
- Hang Up The Pin Up
- Goodtime Girl
- Schneeball In Die Fresse
- Mr. Chang
- Skibrille
- Upside Down The Building
- My First Parachute
- Matchy Matchy
- The Universe Is In The Oven
(Monika)