Hellersdorfer Asylbewerberheim – Berliner Kultur des Willkommens

Das Asylbewerberheim in BerlinHellersdorf / Foto: Sophie Bengelsdorf
Asylbewerberheim in Berlin-Hellersdorf / Foto: Sophie Bengelsdorf

Eine Woche im August 2013, 21 Jahre nach Rostock-Lichtenhagen. In einer leer stehenden Schule in einer Plattenbausiedlung am östlichen Stadtrand Berlins treffen die ersten Asylbewerber ein, die dort vom Berliner Senat einquartiert wurde. In den Wochen zuvor inszenierten einige politische Aktivisten und Medien einen Showdown: besonders die Bürgerinitiative „Nein zum Heim“, die laut Tagesspiegel von regionalen Rechtsradikalen angeführt wird, machte Stimmung gegen die Flüchtlinge in der Nachbarschaft mittels Petition und Demo-Aufrufen. Auch in der Berliner Innenstadt versuchten rechtsradikale Kleinstparteien wie „Pro Deutschland“ zu agitieren und wurden dabei immer von Gegendemonstranten erwartet.

Demonstration Pro Deutschland / Foto: Robert Herhold
„Pro Deutschland“-Demonstranten in der Rigaer Strasse geben „die hässlichen Deutschen“, Foto: Robert Herhold
Gegendemonstanten gegen "Pro Deutschland" / Foto: Robert Herhold
Zahlenmässig überlegen: die Gegendemonstranten gegen „Pro Deutschland“ in der Rigaer Strasse / Foto: Robert Herhold

Am Dienstag fand in Hellersdorf eine Kundgebung der NPD statt und wurde von einer großen Gegendemonstration eines linken Bündnisses begleitet. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit haben die Rechtsextrem eine gespannte Atmosphäre der Unruhe um die Zuflucht geschaffen, so dass das ehemalige Gymnasium unter Polizeischutz gestellt wurde. Die Behörden bemühen sich deshalb, dass im Umfeld der Unterkunft Ruhe einkehrt. So musste auch ein Zelt des „Antirassistischen Infoportal Hellersdorf“ abgebaut werden, in dem in den letzten Tagen eine ständige Mahnwache gegen Nazi-Angriffe abgehalten wurde. Stattdessen soll das „Infoportal“ aus einer leer stehende Wohnung heraus über Alltagsrassismus aufklären.

Die Asylbewerberunterkunft im ehemaligen Max-Reinhard Gymnasium / Foto: Sophie Bengelsdorf
Die Asylbewerberunterkunft im ehemaligen Max-Reinhard Gymnasium / Foto: Sophie Bengelsdorf

Die Anwohnerschaft selbst bleibt gespalten. Einige solidarisieren sich mittlerweile offen mit den Asylbewerbern und helfen mit Sachspenden. Es bleibt abzuwarten, ob Sympathisanten der Initative „Nein zum Heim“ sich mit den neuen Anwohnern abfinden werden. Derzeit wirkt der Konflikt um das Heim durch Polizeipräsenz befriedet. Aber nachdem bekannt wird, dass in einigen anderen Stadtbezirken weitere Gebäude zu Flüchtlingsunterkünfte umgebaut werden, dürfte Rechtsextreme weiter „Hassobjekte“ gefunden haben, um aus der politischen Bedeutungslosigkeit heraus auf sich aufmerksam zu machen.