Der Flughafen Tempelhof bleibt auch nach Jahren der Schließung in der Diskussion. Ging es bisher um Bauvorhaben auf dem ehemaligen Flugfeld, so ist diesmal das 1,2 Kilometer lange Flughafengebäude selbst Thema. An ihm wurden laut Tagesspiegel bereits 2011 „teilweise gravierende Gebäudeschäden und Mängel“ festgestellt. Erst wenn sie beseitigt sind, können durch Vermietung die jährlichen Betriebskosten von 12 Millionen Euro eingenommen werden. Zuvor müssen jedoch dreistellige Millionenbeträge für die Reparatur des baufälligen Kolosses ausgegeben werden: geschätzt werden zwischen 192 Millionen Euro in der taz und einer halben Milliarde Euro im Tagesspiegel.
Im Moment steckt das Land Berlin so wenig Geld wie möglich in den Gebäudekoloss. So wird das undichte Dach zwar für 4 Millionen Euro repariert, ein langfristiges Konzept zur weiteren Nutzung existiert jedoch nicht: Zwischenmieter wie die „Berlin Fashion Week“ und Musikveranstalter nutzen einfach die vorhandene Substanz. Der Vermieter, die landeseigene Tempelhof Projekt, erwirtschaftete so zuletzt ein Minus von 600000 Euro. Von den 300000 Quadratmetern Fläche sind weniger als ein Viertel vermietet, davon die Hälfte an die Berliner Polizei.
Es kostet hunderte von Millionen Euro, damit das Flughafengebäude vermietet werden kann
Langfristige Mieter haben sich in den letzten Jahren nicht gefunden, denn sie können den Flughafen Tempelhof nicht einfach ihren Bedürfnissen anpassen. Der Gebäudekomplex ist denkmalgeschützt, das heißt: Bauliche Veränderungen sind kaum möglich, jede Sanierung ist teuer. Technische Ausstattung und Stromversorgung der Räume sind hoffnungslos veraltet, die Gebäudestruktur macht den Brandschutz kompliziert und teuer. Wer will schon so eine Schrottimmobilie?
Der Berliner Senat will 2014 und 2015 insgesamt nur 34 Millionen Euro für den gesamten Flughafen Tempelhof ausgeben, das meiste dafür ist für Bauvorhaben auf dem ehemaligen Flugfeld eingeplant, dort sollen ein Sammelbecken für Regenwasser und ein Radweg gebaut werden. Eine nachhaltige Nutzung des Flughafengebäudes selbst ist mittelfristig nicht zu erwarten, es ist unklar, ob es jemals dazu kommen wird! Einzelne Gebäudeteile wie das ehemalige Offiziershotel am Platz der Luftbrücke sollen zwar ausgebaut werden, aber um den ganzen Klotz vorzeigbar zu machen – dafür fehlt Berlin das Geld. Ein weiterer Verfall zahlreicher Gebäudeteile ist wahrscheinlich – warum sollen sie also stehen bleiben? Hätten die Nazis bei der Errichtung des Flughafens ihrer Welthauptstadt „Germania“ in den 1930ern Asbest verbaut – der Abriss des Tempelhof-Gebäudes wäre schon längst auf dem „schnellen Dienstweg“ genehmigt worden.